Unternehmensberatung im Kloster

Pater Martin Werlen war Abt des schweizerischen Klosters Einsiedeln. Warum ihm für das Vaterunser schon einmal die Worte fehlten, er regelmäßig twittert und was ein Unternehmensberater im Kloster verbessert hat, verrät der Theologe im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS).
Von PRO
Mit dem Kloster in Einsiedeln ist der frühere Abt Martin Werlen ungewohnte Wege gegangen
Der ehemalige Abt Martin Werlen ist auch in der Internet-Gemeinde kein Unbekannter. Als @MoenchMartin teilt er das, was ihn beschäftigt, mit seinen Followern. Sowohl dort als auch im FAS-Interview findet er kritische Worte zu Entwicklungen innerhalb der Kirche. In seinem Buch „Heute im Blick“ geißelte er ebenfalls die „Verlogenheit“ der Katholischen Kirche. Ihn ärgert es vor allem, wenn die Kirche das Gegenteil von dem tut, „was wir mit unseren Worten bekennen“. Hinzu komme fehlende Toleranz und Offenheit. Jeder solle das frei sagen, was er empfinde.

Viele Ängste sind geblieben

Ganz offen spricht Martin Werlen auch über seinen Sportunfall 2012, die Hirnblutung und dass er sich danach an nichts mehr – noch nicht einmal das Vaterunser – erinnern konnte. Auch die Ängste, die geblieben sind, hat er in seinem neuen Buch verarbeitet. Sein Rücktritt als Abt des Klosters habe er erst einmal bereut – beim Schweizer Volksentscheid zur Einwanderungsfrage: „Mit einem starken Auftritt in der Öffentlichkeit hätte die Bischofskonferenz zu einem anderen Resultat beitragen können.“ Es könne nicht sein, dass Getauften der Pass einer Person wichtiger ist, als die Person selbst. Ungewöhnliche Schritte ist Werlen auch in seinem eigenen Kloster gegangen, als er einen Unternehmensberater engagiert hat. Das Unternehmen habe vor allem viele Ideen zur Professionalisierung geliefert, die es nun umzusetzen gilt. Von den Managern und Führungspersönlichkeiten selbst, wünscht er sich vor allem Bodenhaftung. Klare Worte findet der Mönch auch zur Sonntagsarbeit. Der Trend gehe dahin, dass sich diese nicht mehr von der Werktagsarbeit unterscheide, was aus seiner Sicht falsch ist. Stellung bezieht der Theologe auch zur Kritik am ehemaligen Limburger Bischof Tebartz-van Elst. In der Schweiz müsse die Bischofskonferenz Geld beantragen, wenn sie dies brauche. „Das ist mühsam, aber heilsam“, findet Werlen. Für gute Projekte brauche es gute Argumente. Auch die Tatsache, dass er nicht immer aus dem Vollen schöpfen könne, stört ihn nicht. „Das schenkt der Gemeinschaft eine größere Freiheit“ und lasse sie zu einer prophetischen Stimme innerhalb der Gesellschaft werden. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/sag-mir-erst-wie-reich-du-bist-89361/
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