In den Neuen Bundesländern herrsche eine „Kultur der Religions- und damit der Konfessionslosigkeit“, stellt Großbölting vom Excellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster in einem Beitrag für die Zeitschrift Herder Korrespondenz fest. Drei Viertel der Bevölkerung seien religionslos. Es gehöre zur sozialen Norm, keiner Religion anzugehören. Dass sich dieser Trend wieder in eine andere Richtung entwickeln könnte, sei unwahrscheinlich, denn ein solcher Zustand verstärke sich selbst. Dabei gebe es im Osten Deutschlands nicht mehr Atheisten und Freidenker als in anderen Ländern auch. Jedoch sei der Anteil derer größer, die sich schlicht nicht für religiöse Fragen interessierten oder nichts darüber wüssten. Auch eine Skepsis dagegen, dass Rationalität und Religion zusammenpassen könnten, sei weit verbreitet.
Als eine wesentliche Ursache sieht Großbölting die „religions- und kirchenfeindliche Politik der SED“ (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands). Allerdings stehe die Region mit Tschechien und der Slowakei auch im Vergleich mit anderen ehemaligen Ostblockstaaten an der Spitze der Religionslosigkeit. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts sei die religiöse Bindung und die Beteiligung am Abendmahl in Mitteldeutschland zurückgegangen. Das führt Großbölting darauf zurück, dass viele Menschen in der Region zu- und abwanderten und sich traditionelle Bindungen somit auflösten.