Baden-Württembergs Kultusminister Andreas Stoch (SPD), hat den Lehrer und Vorsitzenden des Philologenverbandes, Bernd Saur, nach dessen Gastbeitrag im Focus in einem offenen Brief scharf angegriffen. „Mit Ihrem Kommentar tragen Sie wesentlich zu einer Verschärfung des öffentlichen Diskurses bei“, schrieb Stoch. Baur gehe unverantwortlich und unfair mit der Thematik um. Die Landtagsfraktion der SPD forderte darüber hinaus den Vorstand des Philologenverbands in Baden-Württemberg auf, sich von Baur zu distanzieren und sich zu entschuldigen. Bis dies geschehe, werde die Fraktion nicht mehr mit dem Verband reden. Es sei ein „beträchtlicher Schaden in der Öffentlichkeit“ entstanden.
Die Bildungsexpertin der Grünen, Sandra Boser, erklärte laut einem Bericht der Stuttgarter Zeitung: „Was Bernd Saur von sich gibt, ist ekelhaft.“ Saur hatte im Focus geschrieben, dass Themen wie Anal- und Oralverkehr und Fetische wie Windeln und Peitschen den Rahmen dessen, was Kindern im Unterricht zugemutet werden kann, sprengten. Entsprechende Pläne für Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen nannte er „unsäglich“, der Staat dürfe nicht übergriffig werden.
Saur reagierte am Mittwoch in einer Erklärung auf den wachsenden politischen Druck. „Der aufmerksame Leser des Focus-Kommentars konnte feststellen, dass die darin geäußerte Kritik weder direkt auf die baden-württembergischen Bildungspläne noch auf die der Kultusministerien in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen zielte, sondern auf Vorstellungen und Bestrebungen bestimmter Sexualpädagogen, die in der Einleitung des Kommentars ausführlich dargestellt werden“, teilte er mit. Durch die Lektüre von Zeitungsartikeln über Sexualpädagogik sei er „wachgerüttelt“ worden. Die drastischen Beispiele in seinem Text seien nicht seiner Fantasie entsprungen, sondern dem Buch „Sexualpädagogik der Vielfalt“ von Elisabeth Tuider. Das Buch gelte als Standardwerk. „Vor Bestrebungen dieser Art sollte in meinem Focus-Beitrag gewarnt werden“, teilte Saur mit. „Keinesfalls war es die Absicht, einzelnen Schulministerien konkrete diesbezügliche Pläne zu unterstellen.“