Grün ist die Farbe des Morgens. Vor dem Bundeskanzleramt in Berlin haben sich mehrere hundert Teilnehmer für den „Marsch für das Leben“ versammelt. Jugendliche, Familien mit kleinen Kindern, Geistliche und Menschen mit Behinderungen halten grüne Luftballons und grüne Plakate in die Luft, auf denen Sprüche stehen wie „Inklusion statt Selektion“ oder „Abtreibung ist Unrecht“. Der Regen hat gerade erst nachgelassen, die Luft ist schwül. Neben der Bühne warten Polizisten.
Bei dem Marsch, der seit 2009 jedes Jahr in Berlin stattfindet, geht es um Schutz am Anfang und am Ende des Lebens: „Für ein Europa ohne Abtreibung und Euthanasie“ lautet der Titel. „Wir sind die Anwälte der Liebe, der Toleranz“, sagt Martin Lohmann, der Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht, von der Bühne. „Wir bringen die Botschaft des Positiven in die Gesellschaft.“ An die Bundeskanzlerin appelliert er, auf die Christen aufzupassen. Er distanziert sich ausdrücklich von rechter Gesinnung, die dem Marsch immer wieder vorgeworfen wird. „Jeder Mensch ist erste Wahl“ sagt Lohmann. Für das Ende des Lebens gelte: „Niemand darf zum Selbstmord gedrängt werden“, und: „Nicht durch die Hand eines Menschen, sondern an der Hand eines Menschen“ solle man sterben können. Man solle „die Schmerzen beseitigen, nicht den Leidenden“. Die Menge spendet immer wieder Zwischenapplaus.