Eigentlich wollte sie als Gynäkologin in Indien arbeiten. Doch da kam Ruth Pfau nie an. Als die Ordensschwester im pakistanischen Karachi auf ihr Visum für das Nachbarland wartete, wurde sie auf das Elend der Leprakranken in der Hafenstadt aufmerksam. Im Nachhinein sieht sie darin den Anfang ihrer Lebensaufgabe. „Man wurde nicht behandelt, man endete schließlich verkrüppelt, verstümmelt, entstellt auf den Straßen einer unbarmherzigen Großstadt als Bettler und in diesem unvorstellbaren Lepra-Ghetto“, schreibt Pfau in einem ihrer Bücher.
Die Medizinerin blieb und begann ihre Arbeit in einer einfachen Holzhütte in den Slums von Karachi. Sie behandelte dort Leprakranke und wurde zur Vorreiterin im Kampf gegen die Infektionskrankheit. Die pakistanische Regierung ernannte sie 1979 schließlich zur Beraterin im Rang einer Staatssekretärin für das Lepra- und Tuberkuloseprogamm des Landes. Pfau baute dort ein flächendeckendes Kontroll- und Behandlungssystem auf. Im Jahr 1996 war die Krankheit weitestgehend unter Kontrolle.