Peter Scholl-Latour ist im Alter von 90 Jahren verstorben. Der preisgekrönte Journalist galt als Islam-Experte – und mahnte an, die Öffentlichkeit spreche zu selten über das Leid der Christen weltweit.
Peter Scholl-Latour ist am Samstag im Alter von 90 Jahren verstorben
Der katholisch getaufte Scholl-Latour studierte in Mainz und Paris Politikwissenschaft, aber auch Arabistik und Islamkunde in Beirut. 1948 absolvierte der Deutsch-Franzose zudem ein Volontariat bei der Saarbrücker Zeitung und arbeitete anschließend als Reisejournalist. Scholl-Latour wurde Afrika-Korrespondent der ARD, leitete das Studio des Senders in Paris und später auch die Pariser Dependance des ZDF. Der Buchautor berichtete aus Vietnam, dort wurden er und sein Team eine Woche lang vom Vietcong gefangen gehalten. Er begleitete die Revolution im Iran und stand in Kontakt zum Revolutionsführer Ayatollah Chomeini. 1983 wurde er Chefredakteur und Herausgeber des Magazins Stern, gab diese Tätigkeit aber ein Jahr später wieder auf, um sich eigenen Projekten zu widmen. Der Publizist erhielt über die Jahre zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem die Goldene Kamera, den Bambi, den Deutschen Filmpreis und den Henri-Nannen-Preis für sein Lebenswerk.
„Hart gegen den Islam Stellung beziehen“
Vielen ist Scholl-Latour vor allem als Islam-Experte und Ansprechpartner bei Themen des Nahen Ostens bekannt. Er galt als Kritiker westlicher Kampfeinsätze wie im Irak oder in Afghanistan. 2012 kritisierte er im Bayerischen Fernsehen, deutsche Politiker thematisierten das Leid der Christen weltweit zu selten – und zwar aus politischem Kalkül heraus. „Es geht nicht, dass in Saudi-Arabien keine Messe abgehalten werden darf und Geistliche wie Sklaven behandelt werden.“ Weil Saudi-Arabien aber ein wichtiger Wirtschaftspartner für Deutschland sei, blieben alle ruhig. „Ich habe niemals von einem verantwortlichen Politiker ein Wort gehört, dass man die dortigen Christen auch schützen sollte, weil das immerhin unsere Glaubensbrüder sind“, sagte er. Auf Deutschland bezogen wünschte sich der Journalist ein härteres Vorgehen gegen gewalttätige Salafisten. „Dort wo es um wichtige Dinge geht, sollten wir gegenüber dem Islam Stellung beziehen, hart Stellung beziehen.“
In einem Gespräch mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea äußerte er sich vor zwei Jahren auch zum christlichen Glauben: „Die christliche Lehre von der Erbsünde kommt nicht von ungefähr: Das Böse steckt tief im Menschen.“ Eine Religion oder Weltanschauung, die davon ausgehe, dass der Mensch von Natur aus gut sei, müsse scheitern. Es sei eine Schwäche, dass Europa den Sinn für Religion verloren habe. „Die Frömmigkeit wird weiter nachlassen und die Verhöhnung der Religion weiter zunehmen“, prognostizierte er. Am Samstag starb Scholl-Latour im Alter von 90 Jahren in Rhöndorf am Rhein, wie die Ullstein-Buchverlage in Berlin am selben Tag mitteilten. (pro)
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