Die Nikolaikirche war einer der Ausgangspunkte der Montagsdemonstrationen, die das Ende der DDR einläuteten. Der dortige Pfarrer Christian Führer brachte sich stark in der Friedensbewegung ein. Führer war schon längere Zeit schwer krank und lebte zuletzt sehr zurückgezogen. Vorige Woche wurde ihm zusammen mit Weggefährten des Herbstes 1989 der Deutsche Nationalpreis verliehen, den er selbst nicht mehr entgegennehmen konnte.
Führer stammte aus einer Pfarrersfamilie. Nach dem Abitur studierte er selbst Theologie in Leipzig. Nach der Ordination 1968 war er Gemeindpfarrer in Lastau und Colditz. Der Vater von vier Kindern wurde 1980 zum Pfarrer an der Nikolaikirche in Leipzig berufen. Im Sommer 1988 beugte er sich dem Druck staatlicher Stellen und unterstützte die Superintendentur Leipzig-Ost beim Ausschluss der Leipziger Bürgerrechtsgruppen von der Gestaltung der Friedensgebete.
Am 26. Juni 1989 verlas Christian Führer im Friedensgebet „einen Protestbrief von 30 Personen an die chinesische Botschaft, um gegen die Todesstrafen in China zu protestieren.“ Am 9. Oktober gab es ein großes Aufgebot von Angehörigen der NVA, Kampfgruppen der Arbeiterklasse, Polizei und Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit in Zivil. Die anschließende Demonstration mit über 70.000 Teilnehmern verlief friedlich und läutete die Wende mit ein.