Suche Segen ohne Gott – das ist das Motto vieler quasi-religiöser Feierlichkeiten, die seit ein paar Jahren großen Zulauf haben, wie Die Zeit berichtet. Gemeint sind Taufen, Hochzeits- und Trauerfeiern in Form eines Ersatzproduktes. „Zahllose Menschen aus der Mitte der Gesellschaft“ greifen auf alte Rituale zurück, um sie mit Neuem zu füllen: Taufe ja, aber ohne christliche Inhalte, Religiöses mit Nicht-Religiösem vermischt.
Für diese per se christlichen Feste in neuer Gestalt werden freie Redner oder sogenannte Zeremonienmeister engagiert. Sie organisieren die Feierlichkeiten, sollen sie mit Form und Inhalten füllen, bestenfalls etwas Einzigartiges erfinden. Häufig haben die Kunden mit Glaube und Kirche wenig zu tun. Die Gemeinde der Konfessionslosen wächst, stellt Die Zeit fest. 34 Prozent der Deutschen lehnen die Kirche ab. So komme es zu Irritationen, wenn die alten Rituale am alten Ort gefeiert werden. Kirchenlieder erschienen „kläglich“ bis „peinlich“, da sie kaum noch einer mitsingen könne. „Und so wächst die Sehnsucht nach Alternativen zu den großen biografischen Feiern“, heißt es in der Zeit.
Zeremonienmeister planen die Trauerfeier vom Trauergespräch bis zur Bestattung. Früher war die Kirche der Ankerplatz im Leben, große Lebensereignisse wurden darin zelebriert. Dort wurde man getauft, dort auch im Sarg herausgetragen. Diese Rituale werden bei den säkularen Feiern übernommen, weil sie dem Menschen einer „mobilen Gesellschaft“ Struktur im Leben schenken. Zeremonienmeister begleiteten den Kunden durch das jeweiligen Fest, nicht aber wie die Kirche durch das Leben, berichtet Die Zeit. Im Zentrum des Rituals stehe nicht mehr Gott, der auf den Menschen blicke, sondern der Mensch, er nach dem Sinn seines Daseins frage.