Prozentual gesehen sei der Anteil derjenigen, die freiwillig enthaltsam leben, zwar eher gering, schreibt Welt-Redakteur Jörg Winterbauer. Christliche Internetportale wie wahreliebewartet.de oder kathtreff.org deuteten aber auf viele Tausend Menschen hin, die diesen Vorsatz haben: „Seit der Gründung haben etwa 15.000 bis 20.000 Leute bei uns ein Keuschheitsgelübde abgelegt“, sagt Michael Müller. Er betreibt die Plattform „Wahre Liebe wartet“. Müller geht in eine evangelische Freikirche und will andere Menschen dazu anregen, so wie er selbst vor der Hochzeit nicht mit dem Partner oder der Partnerin zu schlafen. „Ich kann mich selbst nur einmal ganz verschenken“, begründet er seine Entscheidung.
Ansonsten sind es Katholiken, die im Artikel über ihr Motto „Kein Sex vor der Ehe“ berichten – wie etwa die 25-jährige Anna, die hofft, bald den richtigen Mann zu finden. Die Theologin Gudrun Kugler, Gründerin von kathtreff.org, kritisiert, dass Sex „heute in seiner Billigversion überall zu haben“ sei. Sex sei heute nicht mehr tabu, sondern stattdessen bedeutungslos geworden.
Der Single- und Paarberater Christian Thiel attestiert den Wartenden „sehr viel Angst vor dem Leben“, welche die Partnersuche deutlich erschwere. Im Leben von Anna spielt Angst tatsächlich eine Rolle: Sie fürchtet, sich in einen Mann zu verlieben, der nicht an Gott glaubt. Nur ein gläubiger Mann könne ihr wirklich Sicherheit geben. (pro)