Ferienlager und andere Schwierigkeiten

Ein Junge, dessen Mutter gestorben ist, und ein karrieregeiler Banker müssen sich in einem Ferienlager notgedrungen aufeinander einlassen. Das ändert ihr Leben. Dies ist der Stoff des wenig überraschenden, aber dennoch inspirierenden Films „Das Camp“. Eine Filmkritik von Martina Schubert
Von PRO
Eli (Miles Elliot) traut sich anfangs nicht ins Schwimmbecken, weil die anderen Kinder seine Misshandlungsnarben sehen würden
Die Geschichte von „Das Camp“ ist schnell erzählt: Ken (Michael Mattera) ist ein aufstrebender und selbstverliebter Investment-Banker, der für Geld und einen erfolgreichen Geschäftsabschluss fast alles tut. Um eine reiche alte Kundin von sich zu überzeugen, meldet er sich als Betreuer für ein christliches Ferienlager für Waisen und Pflegekinder der Organisation „Royal Family Kids“ an. Neu im Lager ist auch der zehnjährige Eli (Miles Elliot), der nach dem Drogentod seiner Mutter als Halbwaise in einem Heim lebt. Ausgerechnet dieses ungleiche und gleichzeitig schwierige Paar muss nun eine Woche gemeinsam miteinander verbringen: Ken wird Eli als Betreuer zugeteilt. Die beiden verstehen sich gar nicht. Eli beschimpft Ken mit „Ich hasse dich!“ oder „Fahr‘ zur Hölle!“. Der Junge begegnet auch den anderen Kindern im Lager, die wie er bereits Gewalt und Schicksalsschläge erleben mussten, feindselig. Ken bemerkt, dass er diesen Kindern mitfühlender begegnen muss als anderen Mädchen und Jungen. Über die Campwoche werden Ken und Eli erwartungsgemäß Freunde. Immerhin kommt es zu einem dramatischen Moment, als Elis gewalttätiger Vater seinen Sohn aus dem Ferienlager mitnehmen will.

„Wir können gar nicht genug für unsere Kinder beten“

Zugegeben, die Dramaturgie von „Das Camp“ ist relativ vorhersehbar und überrascht nicht wirklich. Die Geschichte ist aber trotzdem inspirierend: Indem sich Ken für Eli und die Schicksale der anderen Kinder öffnet und Nächstenliebe zulässt, entwickelt Eli Vertrauen zu ihm. Der Junge merkt, dass Ken es ernst mit ihm meint und zeigt ihm seine Misshandlungsnarben. Für den Schritt, sich auf den Jungen einzulassen, braucht der neue Betreuer ein bisschen Starthilfe. Campleiterin Tammie (Grace Johnston) unterstützt ihn dabei, indem sie Ken vorschlägt: „Such‘ was, was dir an Eli gefällt, und bete. Das hilft. Wir können gar nicht genug für unsere Kinder beten.“ Mit dem Beten tut sich Ken anfangs schwer; das liegt an seiner eigenen Vergangenheit: Seit sein Vater an Krebs gestorben ist, als Ken ein Jugendlicher war, hat er aufgehört zu beten – aus Enttäuschung. Zu Eli sagt Ken: „Da gibt es etwas, was ich an dir mag: Du bist ein Kämpfer.“ Dieser Zuspruch gibt nicht nur Eli Mut, sondern auch Ken; die Stimmung erreicht und berührt auch den Zuschauer.

Zukunft im Blick

Natürlich kommt auch diese Geschichte, bei der Grant Culwell Regie geführt hat, nicht ganz ohne eine kleine Romanze aus: Auf einem Nebenschauplatz gibt es süße Flirts zwischen Ken und der Campleiterin Tammie, der guten Seele des Films. Die beiden kennen sich noch aus Highschool-Zeiten. Damals war Tammie übergewichtig und in Ken verknallt. Aus ihr ist nun, wie sollte es anders sein, eine sehr schöne Frau geworden. Es knistert aber nicht nur zwischen den beiden. Tammie gibt Ken auch Rateschläge in Glaubensdingen: „Gottes Wege sind manchmal unbegreiflich, aber trotzdem ist er für uns da.“ Als Ken sie fragt, wie sie mit dem Wissen um das Leid der Kinder umgehe, erklärt Tammie: „Ich konzentriere mich nicht so sehr auf ihre Vergangenheit. Ich finde, wir sollten alle viel mehr nach vorne denken!“ Am Ende des Films entschließt sich auch Ken, wieder in Verbindung zu Gott zu treten und fängt damit an, für die Kinder im Ferienlager zu beten. Zu Eli sagt er: „Ich liebe dich, Eli. Ich bitte Gott, auf dich aufzupassen.“ Kens Vater hatte nie solche Worte für seinen Sohn gefunden, deswegen möchte Ken einen anderen Weg gehen, Verantwortung übernehmen und Liebe geben. Diese Drehung zum Happy End liegt bereits kurz nach Filmbeginn in der Luft.

Emotionen im Camp

„Das Camp“ zeigt, was durch Nächstenliebe, Freundschaft und Barmherzigkeit zu erreichen ist. Der in Kalifornien und New Mexiko gedreht Film beruht auf wahren Begebenheiten, die Personen sind allerdings frei erdacht. Im Abspann berichten die wahren Campmitarbeiter von ihren Erfahrungen und Erlebnissen, die die Grundlage für den Film geben. Das geht unter die Haut. Einer der Freiwilligen sagt: „Das Camp kann Leben verändern.“ Zu dieser Einsicht kommt auch Ken im Film: „Das wahre Leben ist hier.“ Der Film berührt nicht nur, sondern ist auch pädagogisch wertvoll. Auf der DVD, die bei SCM Hänssler erschienen ist, findet sich Bonusmaterial wie passende Bibelstellen, ein Beispiel für eine Filmandacht zu „Das Camp“, Infos und Anregungen zu einer Filmpredigt, Gestaltungsideen für eine Gruppenstunde zum Streifen sowie ein Handout zum Film und Hinweise zu Vorführrechten für ein Kinoevent in der Gemeinde. Deswegen ist dieser Film nicht nur für Familien und Jugendliche geeignet, sondern auch für Jugendleiter und Gemeindegruppen. Die Altersbeschränkung ab 10 Jahren ist angebracht, denn in der Anfangsszene schlägt Elis Vater seinen Sohn. (pro) „Das Camp“, DVD, 105 Minuten, empfohlen ab 10 Jahren, mit deutscher und englischer Tonspur, SCM Hänssler, 16,95 Euro
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