Fast der Hälfte der Deutschen sei die Kirche gleichgültig, schreibt Welt-Journalist Matthias Kamann unter Berufung auf die Mitgliederuntersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Bei diesen Menschen könne die Kirche nichts ausrichten, weder durch öffentlichkeitswirksame Reformen noch durch bestimmte Positionen zu gesellschaftlichen Fragen.
Andererseits nehme die Zahl der Menschen zu, „die sich den Kirchen verbunden fühlen und gerne mitmachen“. Wie Kamann schlussfolgert, seien die beiden großen Kirchen „in eine Lage geraten, in der sie nicht mehr darüber grübeln müssen, wie sie in der Gesellschaft wirken und diese beeinflussen – sich aber umso mehr damit zu beschäftigen haben, wie es denen ergeht, die um des Glaubens willen in den Kirchen mitmachen“.
Diese Menschen gingen nicht in die Kirche, weil es etwa gut für die deutsche Gesellschaft sei, sondern aus Eigeninteresse. „Es handelt sich um ziemlich normale Bürger mit meist höherer Bildung, die sich sicher sind, dass sie durch den christlichen Glauben reicher werden. Im dialogischen Gegenüber zu Gott. In der Möglichkeit, urmenschliche Schulderfahrungen in der Auseinandersetzung mit Christus zu thematisieren.“
Für Kamann folgt daraus ein neuer Missionsbegriff, der unter dem Leitgedanken der Selbstentfaltung steht. Nicht „politisches Agieren“, „institutionelle Moralkommunikation“ oder eine möglichst einfach gehaltene Sprache im Gottesdienst gewährleiste Mission oder die Bindung der Menschen an die Kirche. „Es kann nur der Reichtum der agierenden Personen sein, was aufmerken lässt.“ (pro)