Der Grünen-Politiker Kretschmann sagte im Interview, die „überspannten Debatten“ um die Neufassung des Bildungsplanes in Baden-Württemberg hätten Formen eines „Kulturkampfes“ angenommen. Doch dies sei „das Letzte, was ich will, schon gar nicht bei diesem Thema“. Der Streit dreht sich vor allem um die Absicht der Landesregierung, die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ stärker im Schulunterricht zu fördern. Kritiker überreichten dem baden-württembergischen Parlament Ende Januar die Petition „Kein Bildungsplan unter der Ideologie des Regenbogens“, die über 190.000 Bürger aus ganz Deutschland unterzeichnet hatten.
Kretschmann sagte in der Zeit, er nehme die Ängste dieser Menschen ernst. Er kündigte erneut an, mit den Bildungsplan-Gegnern sprechen zu wollen. Gleichzeitig wies er die Bedenken als „unberechtigt“ zurück, der Staat würde Kinder zu Homosexualität erziehen. Der Ministerpräsident kritisierte, dass die Landesregierung durch Umerziehungsvorwürfe mit der Petition „in die Nähe totalitärer Regime gerückt“ werde: „Das geht ja wohl mal gar nicht! Wir erziehen niemanden um.“
Kretschmann äußerte sich besorgt über die „spürbare Tendenz, überall wieder Mauern hochzuziehen“, wie es seiner Einschätzung nach durch die Online-Petition gegen den Bildungsplan aus „Angst vor der Pluralisierung der Lebensstile“ geschehen sei. Sein Kabinett setze hingegen auf „Aufklärung im Kantschen Sinne“: „Selber denken, sich jederzeit in einen anderen denken – nur so können junge Menschen feste Standpunkte erwerben und anderen gegenüber tolerant sein. Nur so können aus Vorurteilen Urteile werden.“