Der Wissenschaftliche Beirat des Kuratoriums Luther 2017 wählte Di Fabio am Donnerstag zum neuen Vorsitzenden. Nikolaus Schneider, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), begrüßte die Wahl: „Als engagierter Diskutant und römisch-katholischer Christ steht Udo di Fabio für eine multiperspektivische Betrachtung der Reformation. Zudem hat er wichtige Überlegungen zum modernen Verhältnis von Staat und Kirche sowie von Religion und Gesellschaft entwickelt.“ Im vergangenen Jahr hatte der ehemalige Verfassungsrichter sich etwa dafür ausgesprochen, dass Deutschland nicht aus Angst vor einem Erstarken des Islam auf mehr Laizismus setzen sollte.
In dem Gremium sitzen neben katholischen und evangelischen Theologen und Reformationshistorikern die Erinnerungstheoretikerin Aleida Assmann und der Literaturwissenschaftler Jochen Hörisch, der Studien zur Präsenz religiöser Symbole in der modernen Kultur vorgelegt hat.
Mit ihnen will di Fabio laut einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt „danach fragen, wie wir in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit über die Reformation sprechen können“. Er sagte, dass „die staatliche Verfassungsordnung in ihrer Bindung an die Gewissensfreiheit ohne die Reformation nicht vorstellbar“ sei. „Bei der Erinnerung an die Reformation“ könne und müsse man „über die Wurzeln unserer grundrechtlichen Werteorientierung diskutieren“.