Ein Pastor aus Ghana baut im Ruhrgebiet eine charismatische Megachurch für 5.000 Menschen – in einem Supermarkt. Er will Deutschland rechristianisieren. Seine inspirierende Geschichte erzählt der Film „More Jesus“.
Die Supermarkt-Vergangenheit dieser Kirche schien 2011 zur Eröffnung noch durch
Der Prediger Edmund Sackey-Brown, ursprünglich aus Ghana, ist auf „Mission Reversed“, auf umgekehrter Mission: Er meint, früher seien die Europäer nach Afrika gekommen und hätten die Afrikaner missioniert, jetzt sei es andersherum. Nun kämen Missionare aus Afrika und evangelisierten die Europäer. Für Sackey-Brown beginnt die Re-Christianisierung Deutschlands in einem Supermarkt in Mülheim an der Ruhr, eine 160.000-Seelen-Stadt zwischen Duisburg und Essen. Unter dem Motto „Ein Haus, eine Vision, ein Gott“ soll das internationale freikirchliche Gemeindezentrum mit dem Namen „House of Solution“ entstehen.
Der Dokumentarfilm „More Jesus“ (Mehr Jesus) von Hendrik Lietmann und Matthias Tränkle zeigt die ermutigende Reise von Prediger Sackey-Brown. Sein Traum ist, eine riesige Pfingstkirche nach amerikanischen und afrikanischen Vorbildern mit Tausenden von Mitgliedern – genannt Megachurch – in Deutschland zu bauen.
„More Jesus“ startet mit Bildern aus einem riesigen Pfingstkirchen-Gottesdienst, Sackey-Brown tanzt und betet im Publikum. Schnitt – in einen leeren Supermarkt mit leeren Regalen und unbesetzen Kassen. In diese Leere will der Prediger seine Megachurch bauen, in der Menschen aus mindestens 50 Nationen zusammenkommen sollen. Dafür fühlt er sich berufen. Er sagt: „Unsere Mission ist nicht, einen Christen zu missionieren, unsere Mission ist, die Leute da draußen zu erreichen, die Gott nicht kennen. Wir müssen diese Leute nah zu Gott bringen.“
Wie sehr Sackey-Brown für sein Projekt kämpft und wie sehr er sein Vertrauen auf Gott baut, führt „More Jesus“ dem Zuschauer stets vor Augen. Der Pastor sagt: „Anstatt direkt um Hilfe zu bitten, solltest du versuchen, dir selbst zu helfen. Als Beweis, dass du an die Sache glaubst. Investiere selbst, bevor du andere um Hilfe bittest. Das ist mein Weg!“ Auf diesem Weg gibt es Hürden: Um den Supermarkt komplett zu einem Gemeindehaus mit Bühne, elekrischen Eingangstüren und einem Kreuz auf dem Dach umzubauen, benötigt die Gemeinde 1,2 Millionen Euro. Dafür braucht es Zeit. So scheint zur Eröffnung im Juli 2011 unter dem Namensschild der Gemeinde „House of Solution“ noch der Schriftzug des ehemaligen Supermarkts durch.
Persönliche Evangelisation wichtiger als Geld
Die bauliche Verschönerung ist auch 2014 nicht abgeschlossen, das dafür benötigte Geld kam noch nicht zusammen, sagt die „House of Solution“-Mitarbeiterin Petra Amoah gegenüber pro. So gibt es etwa noch kein Kreuz auf dem Dach. Viel wichtiger als das sei ihnen aber, „die Gesellschaft zu verbessern“ durch Jugendarbeit, Gottesdienst, Seelsorge und persönliche Evangelisation.
Aktuell habe die Gemeinde 200 Mitglieder. Sie setzen sich aus 26 Nationen zusammen, vor allem aus afrikanischen Ländern, aber auch aus dem Iran. Der englischsprachige Gottesdienst wird simultan auf Deutsch und Französisch übersetzt. Pastor Sackey-Brown möchte die „Sprache der Leute sprechen“. Die Gemeinde lebt und bebt: Es wird getanzt, gesungen, geschrien, Gast-Pastor Eastwood Anaba legt den Menschen die Hände auf und lässt sie reihenweise umfallen.
„Für Deutsche müsste man die Kirche weichspülen“
Jazz-Sängerin Eva Kurowski, die im Gospel-Chor der Gemeinde mitwirkt, sagt in „More Jesus“, dass sie es nicht leicht findet, mehr Deutsche in die Gemeinde einzubinden: „Dazu müsste sich die Kirche doch sehr weichspülen, damit das nicht so überwältigend und fremdartig rüberkommt. Und da würde aber wieder unglaublich viel Kultur verloren gehen.“ Ihrer Meinung nach sollte die Kirche eine „afrikanische Geschichte bleiben“, Deutsche sollten als Besucher zu der Gemeinde kommen.
Von Pastor Sackey-Brown sind solche Gedanken im Film nicht zu hören. Sein Zuspruch ist vielschichtig. Er meint: „Viele Leute fürchten, dass wenn Afrikaner nach Deutschland kommen, sie ihnen etwas wegnehmen.“ Seinen Gemeindemitgliedern sagt er im Gottesdienst: „Ihr seid keine Wirtschaftsflüchtlinge.“ Sie seien nicht zufällig hier und nicht um zu nehmen, sondern um etwas in dem Land zu verändern und um zu geben. Und so beten und kämpfen Pastor Sackey-Brown und sein Team auf „Mission Reversed“ für die Erweckung seiner Stadt, der Region und der Nation.
Die Dokumentation gibt einen detaillierten Einblick in die Herausforderungen einer Gemeindegründung. Der Film „More Jesus“ begleitet das Projekt von den ersten Plänen bis zur Eröffnung der Gemeinde. Spannend wäre es gewesen, Stimmen und Eindrücke von neu dazu gewonnenen Gemeindemitgliedern zu hören. Das fehlt leider.
„More Jesus“ ist in Zusammenarbeit der Produktionsfirma „Hupe Film“ und des WDR entstanden, wurde 2012 veröffentlicht, lief bereits auf Filmfestivals und soll auch im WDR zeigt werden. Ein Sendetermin steht derzeit aber noch nicht fest. (pro)
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