Viele Zuschauer verwehrten sich in den Zuschriften dagegen, dass sich die Kirche zum Thema Sterben überhaupt zu Wort meldet, schreibt Bahr. „Eine religiöse Perspektive auf das Ende des Lebens empfinden viele Menschen offenbar als unerträglich.“ Damit einher ginge nämlich die Botschaft, dass Anfang und Ende des Lebens dem Menschen entzogen seien. Als attraktive Alternative gelte hingegen das Ideal des heroischen, selbstbestimmten Todes.
Die E-Mails an Bahr transportierten größtenteils „Befindlichkeiten, sexuelle Fantasien und Empörung über die Farbe der Bluse und die Farbe der Aussage zu diesem Thema“. Die Anonymität des Internets ermögliche diese Entgleisungen. Das bedeute jedoch: „Wenn Drohungen und Verwünschungen den Ton angeben, ist eine ernsthafte Debatte nicht mehr möglich.“
Aus den zahlreichen Zuschriften spreche jedoch auch die Angst vor der Einsamkeit im Sterben, erklärt Bahr. Viele ängstigten sich auch vor dem „Dahinvegetieren auf dem Krankenhausflur“. Die Kenntnisse über das Vermögen der Hochleistungsmedizin gepaart mit Meldungen zum Altern der Gesellschaft sowie zu der erhöhten Zahl der Demenzerkrankungen bahnten diesen Ängsten den Weg.