pro: Im Rückblick auf welche sportlichen Ereignisse bekommen Sie heute noch Gänsehaut, Herr Fischer?
Sven Fischer: Einer der wichtigsten Erfolge ist nicht mit einem bestimmten Rennen verbunden. Für mich ist am wichtigsten, dass ich in einer Sportart angekommen war, die mir Spaß gemacht hat, wo ich etwas erreichen und mit einem Sieg rechnen konnte. Sportlich waren sicher der erste Weltcup-Sieg 1992 und die letzte olympische Goldmedaille 2006 etwas Besonderes.
Was war der größte Volltreffer Ihres persönlichen Lebens?
Ganz klar: Mit meiner Frau eine Familie zu gründen. Es gibt nichts Größeres, als sein eigenes neugeborenes Kind in den Händen zu halten. Das ist ein Wunder der Natur. Bei meiner Familie finde ich Ruhe, Kraft und ein sicheres Fundament. Da wird der Sport zur schönsten Nebensache der Welt.
Was war eigentlich ausschlaggebend für Ihren Schritt zum Glauben?
Meine Eltern und Großeltern haben mir den Glauben und christliche Werte vorgelebt. Menschen wollen nicht nur über ihre Erfolge definiert werden. Das große Ganze ist wichtig, um das Leben als erfüllt zu sehen. Der Glaube hilft einem über viele Krisen und Schwierigkeiten hinweg, weil man mit ihm besser und zufriedener leben kann. Ich bin dankbar, in allen Zeiten die schützende Hand Gottes über mir zu haben
Wie schwierig war dies in der sozialistischen DDR?
Ich bin kirchlich getauft und dann dem Staat nach erzogen worden, habe aber nicht die Christenlehre besucht. Der Kirchgang spielte in unserer Familie keine Rolle. Trotzdem hat unsere Familie ihren Glauben gelebt. Dies tue ich bis heute nach meinem Empfinden: etwa in einem stillen Gebet. Mein Glaube hilft mir dabei, auch loszulassen und nicht alles perfekt lösen zu müssen. Hier bin ich als junger Mensch oft an meine Grenzen gestoßen. Gerade meine Mutter hatte zu DDR-Zeiten aufgrund ihres Glaubens viele Widerstände zu erleiden. Umso wertvoller ist es, unseren Glauben ohne Repressalien leben zu dürfen.
Wie wirkt sich Ihr Glaube im persönlichen Leben aus?
Hin und wieder besuche ich die Gottesdienste hier am Ort. Aber ich gehe auch auf meinen Reisen in andere Gottesdienste und Kirchen. Gottes Nähe ist ja zum Glück nicht an die Kirche gebunden, sondern an allen Orten präsent.
Wie geben Sie den Glauben an Ihre Kinder weiter?
Kinder wollen Erklärungen haben, etwa wenn sie Ängste und Nöte haben. Ich versuche ihnen zu erklären, dass sie nicht alleine sind und Gott sie behütet. Mit dieser Ruhe kann man ihnen viele Dinge leichter deutlich machen.
Spielt der Glaube im Biathlon-Weltcup eine Rolle?
In vielen Weltcup-Ländern schon. Viele stoßen an körperliche und seelische Grenzen. Manche erhoffen sich Hilfe in Form von Maskottchen. Für mich ist dies auch die Suche nach einem Glauben. Da muss jeder seine Antworten finden. Ich möchte meine Überzeugungen authentisch leben. Ich möchte nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen, Wasser predigen und dann Wein trinken.
Was können Christen von Sportlern lernen?
In Extremsituationen überwinden Sportler Hindernisse, von denen sie vorher nicht geglaubt haben, dass sie es schaffen. Das lehrt eine gewisse Demut. Die Sportler können umgekehrt von Christen lernen, guter Hoffnung zu sein und zu wissen, dass der Glaube Berge versetzen kann.
Welche Werte sollten wir der nachfolgenden Generation unbedingt vermitteln?
Sich selbst und den anderen zu achten. Sonst leben viele ohne Selbstwertgefühl und die Angst vor der Zukunft frisst sie auf. Wir dürfen wissen, dass es ein positives Ende gibt. Der technische Fortschritt macht uns zum gläsernen Menschen. Da bekommen die Zehn Gebote sowie der Neid und die Missgunst eine unglaubliche Aktualität.
Legen eigentlich zu wenig Christen Wert auf ihr körperliches Befinden?
Der eigene Körper kann sehr labil sein, aber auch immensen Kräfte freisetzen. Wenn der Körper stark ist, dann ist es auch der Geist. Die Menschen müssten ihren Körper viel öfter als Geschenk Gottes betrachten und besser damit umgehen.
Welches sind die wichtigsten Eigenschaften für ein authentisches Christsein?
Das allererste ist, dass man mit Stolz und Liebe sehr bewusst lebt und dies auch in seinem Umfeld weitergibt. Das zweite ist, dass man eine gewisse Demut hat. Wir sind nur ein kleines Rädchen im Uhrwerk. Trotz der Aufgaben, die wir haben, sollen wir Zuversicht ausstrahlen. Das ist nicht einfach.
Welches Bibelwort hat Sie am meisten geprägt?
Die prägendste Bibelstelle ist für mich 1. Korinther 13. Wir sollen die Liebe nicht nur als Wort begreifen, sondern sie auch verkörpern. Beeindruckend finde ich die Geschichte von den Spuren im Sand. Gerade in Zeiten, in denen wir denken, dass Gott uns allein lässt, trägt er uns. In dieser Gewissheit zu leben, ist schön.
Herr Fischer, vielen Dank für das Gespräch.
Das vollständige Interview können Sie in der Ausgabe 6/2013 des Christlichen Medienmagazins pro lesen. Sie können es kostenlos unter der Telefonnummer 06441/915-151 bestellen.