Der Bundesvorstand der Grünen erklärte am Montag in Berlin, pädophile Forderungen innerhalb der Partei seien zu keinem Zeitpunkt akzeptabel gewesen. Konsequenzen hätten schon viel früher gezogen werden müssen: „Wir sind den inakzeptablen Forderungen nicht in der nötigen Konsequenz entgegengetreten und haben erst viel zu spät die Verantwortung übernommen. Das war falsch und wir bedauern, dass viele Jahre verstrichen sind, ohne eine vollständige Aufklärung und Aufarbeitung herbeizuführen und eine Entschuldigung auszusprechen“, heißt es in einem Schreiben.
In den vergangenen Monaten waren immer neue Verwicklungen grüner Politiker in pädophile Bestrebungen ans Licht gekommen. So hatte etwa der Spitzenkandidat der Grünen im Wahlkampf, Jürgen Trittin, 1981 ein Papier mitverantwortet, das forderte, Sex zwischen Erwachsenen und Kindern unter bestimmten Bedingungen zu erlauben. Bereits im Mai hatte die Parteispitze entschieden, diesen Teil ihrer Vergangenheit aufarbeiten zu lassen. Betraut ist damit nun der Göttinger Parteienforscher Franz Walter. Noch Ende dieses Jahres erwarten die Grünen einen ersten Zwischenbericht, abgeschlossen soll das Projekt Ende 2014 sein.
Außerdem haben die Grünen eine Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung der Forderungen nach Straffreiheit für Pädophilie eingesetzt. Die Leitung liegt bei Parteichefin Simone Peter. Die AG will unter anderem Zeitzeugengespräche führen, um umfassend Kenntnisse über die gesellschafts- und parteipolitischen Zusammenhänge jener Zeit zu gewinnen. Ziel sei es, herauszufinden, wie Zeitzeugen die damalige Debatte wahrgenommen haben und warum es so lange gedauert habe, bis Forderungen nach Straffreiheit von Pädophilie innerhalb der Partei geächtete worden seien. Der Parteivorstand bittet auch Opfer zum Dialog. Sie sollen mit den Grünen Kontakt aufnehmen und von ihren Erlebnissen berichten. Die Arbeitsgruppe vermittle auch Kontakt zu professionellen Beratungsangeboten, hieß es weiter. (pro)