Einst Hoffnungsträger, jetzt Protzbischof

Franz-Peter Tebartz-van Elst galt einst als Hoffnungsträger. Als bodenständiger Bischof mit Blick für die Armen. Geworden ist aus ihm einer, der das neue Gesicht der katholischen Kirche unter Papst Franziskus mit Füßen tritt. Ein Kommentar von Anna Lutz

Von PRO

Ihm seien die Zuwendung zu den Armen und der Blick auf die Weltkirche wichtig, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Auch deswegen lasse seine Wahl hoffen. Das war im Jahr 2007, und es ging nicht um Papst Franziskus – sondern um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Das ist jener Geistliche, der nicht nur in der Kritik steht, weil er den teuersten Bischofssitz in Deutschland in Auftrag gegeben hat. Statt ursprünglich 5,5 Millionen Euro kostete der Bau am Ende 31 Millionen. Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl gegen ihn beantragt hat. Dabei geht es nicht um den Bischofssitz, ebenfalls aber um die Frage seines mutmaßlich überheblichen Lebensstils, der ihm schon den Spitznamen „Protzbischof” eingebracht hat.

Bescheidener „Protzbischof”

Zum Hintergrund: Der Bischof ist juristisch gegen das Magazin „Spiegel” vorgegangen. Ihm wird nun vorgeworfen, dabei falsche eidesstattliche Erklärungen eingereicht zu haben. In dem Fall geht es unter anderem um einen Erste-Klasse-Flug nach Indien, über den der Spiegel im vergangenen Jahr berichtete und damit unbequeme Fragen nach der Finanzierung durch Bistumsgelder aufwarf. Die Anwaltskanzlei des Bischofs drohte daraufhin zunächst mit einer Unterlassungserklärung. Später gab Tebartz-van Elst die Flugklasse dann doch zu und bereute öffentlich. „Ich brauche diesen Luxus nicht. Ich mag keinen Kaviar, und mit Champagner macht man mir auch keine Freude”, sagte er der Frankfurter Neuen Presse.

Auch zur aktuellen Debatte gibt sich der Bischof bescheiden: „Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil pflege”, sagte er nun der Bild-Zeitung. Nun steht aber in Limburg dieser 31-Millionen-Euro-Prunkbau – und der spricht eine andere Sprache. Ebenso wie die zweieinhalb-Zimmer-Wohnung des Geistlichen, die laut Bericht der Wochenzeitung Die Zeit drei Millionen gekostet haben soll. Ursprünglich waren dafür wohl 200.000 Euro vorgesehen. Tebartz-van Elst verteidigte seine Kostenüberschreitungen gegenüber der Bild: „Bei der Zahl erschrickt man, das verstehe ich. Aber dahinter stehen zehn einzelne Bauprojekte. Man muss viele Details kennen, etwa die Auflagen des Denkmalschutzes. Wir haben ein diözesanes Zentrum auf nachhaltige Weise gebaut, so dass es auch noch kommenden Generationen zur Verfügung stehen wird.“ Den Medien warf er eine Verzerrung seines Falles vor: „Viele Gläubige wissen sehr wohl zu unterscheiden zwischen den Fehlern, die tatsächlich gemacht wurden, und dem, was in den Medien daraus wird.”

Entlassung überfällig

Dieser Satz mutet vor allem deshalb tragisch an, weil die Medien es in letzter Zeit erstaunlich gut mit der katholischen Kirche meinten – und das ist vor allem als Verdienst des neuen Papstes Franziskus zu sehen. Seine Betonung einer Politik für die Armen und dessen demonstrative Ablehnung päpstlicher Sonderbehandlungen zu Beginn des Pontifikats haben selbst kirchenkritische Journalisten milde gestimmt. So textete die linke Tageszeitung (taz) vor wenigen Tagen: „In der Außenwirkung gewinnt er mit seinem Beispiel zurück, woran es der Kirche gebricht – Integrität, Glaubwürdigkeit und damit moralische Autorität.” Der Spiegel nannte ihn zuletzt „Franziskus, den Reformer” und erklärte, der Papst sprenge die Verkrustungen der Kirche. Nichts könnte diesem neuen Stil mehr widersprechen als das Ausgeben von Kirchengeldern für Luxusbauten. Der Pontifex sollte es Tebartz-van Elst angemessen danken – spätestens seit sich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat, ist ein Rücktritt des Bischofs unumgänglich. Da dieser sich aber weiterhin vehement verteidigt und keine Anzeichen von Einsicht zeigt, sollte es nun laufen, wie in jeder Firma, deren Ansehen durch einen hochrangigen Mitarbeiter öffentlich beschädigt wird: Der Chef sollte ihn entlassen.

„Er gilt als intelligenter Mann auf der Höhe der Zeit, der seelsorgerlich-spirituelle Akzente setzen kann, der aber auch weiß, was kirchliche Strukturveränderungen bedeuten. Das Bistum darf auf eine wichtige Neubelebung hoffen”, schrieb die FAZ 2007 über Tebartz-van Elst. Zumindest ein Teil davon ist irgendwie eingetroffen. Nur anders als das Bistum damals wohl hoffte. (pro)

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