Kontakte in der Region berichteten von einer deutlichen Verschärfung der Verfolgungssituation für die Christen in Ägypten, teilte Markus Rode, Leiter des christlichen Hilfswerkes Open Doors Deutschland, am Dienstag mit. Angesichts dessen mute die Äußerung des Oberhauptes der koptisch-katholischen Kirche in Ägypten zur Situation der Christen äußerst seltsam an. Sie könne wie ein Schlag ins Gesicht der Opfer wirken. „Wir dürfen die Situation unserer verfolgten Glaubensgeschwister nicht abschwächen, sondern müssen uns im Gegenteil in dieser schweren Zeit umso mehr im Gebet, durch Ermutigung und mit praktischer Hilfe an ihre Seite stellen”, erklärte Rode.
Ibrahim Isaac Sedrak hatte am Wochenende in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung davor gewarnt, von Christenverfolgung in Ägypten zu sprechen. Wörtlich erklärte er: „Es gab Schwierigkeiten, sogar Diskriminierung. Von Verfolgung kann man jedoch nicht sprechen. Die Angriffe im August richteten sich zwar gegen Christen, das eigentliche Ziel war aber Ägypten selbst. Angegriffen wurden ja auch staatliche Institutionen und gemäßigte Muslime, die Christen verteidigt haben.“
Dem widerspricht auch Amnesty International. Die Organisation sieht gezielte Gewalt von Islamisten gegen Christen und wirft der ägyptischen Militärregierung vor, die Christen nicht ausreichend zu schützen. Allein deshalb sei es Mitte August zu einer verheerenden Gewaltwelle von Anhängern des abgesetzten Präsidenten Mohammed Mursi gegen die koptische Minderheit gekommen, heißt es in einem am Mittwoch in London verbreiteten Bericht. Nach der Auflösung eines Sitzstreiks von Muslimbrüdern durch Sicherheitskräfte hätten Mursi-Anhänger christliche Einrichtungen angegriffen. Dabei seien mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. 43 Kirchen seien beschädigt worden. Amnesty forderte nun eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle. Wenn die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen würden, wäre dies ein Signal, dass Christen in Ägypten „Freiwild” seien, erklärte die Organisation. (pro)