Merkel könne nicht als wahrhaftige Politikerin gelten, sagt Bueb. Dazu habe sie in diesem Wahlkampf zu viele Dinge allein mit dem Ziel gesagt, sich bei den Wählern nicht in die Nesseln zu setzen. Als Beispiele nennt der 74-Jährige ihre Aussagen zum Syrien-Konflikt oder zur NSA-Affäre. Merkel sei eine „Meisterin des Ungefähren, Uneindeutigen”. Auch das könne eine Form der Lüge sein, wie der Fall Wulff gezeigt habe. Dieser habe um seinen Vorteil zu wahren schlicht verschwiegen, dass er einen Kredit der Unternehmerfamilie Geerkens erhalten hat. Bueb erklärt mit Bezug zur aktuellen Politik: „Diese Schwäche politischer Ideen und die allgegenwärtige Lüge durch das Ungefähre werden die Politikverdrossenheit weiter befeuern. Darin liegt eine große Gefahr.”
Wahrheiten wie Steine
Wer aber die Wahrheit verkünde, müsse dabei auch klug agieren, betont Bueb. Peer Steinbrück etwa werfe „mit Wahrheiten wie mit Steinen”. Ihm fehle das Einfühlungsvermögen in seine Wähler, wenn er etwa erkläre, er kaufe keinen Pinot Grigio für fünf Euro. Damit kränke er alle, die sich einen teureren Wein nicht leisten können. „Es spricht für seine Wahrhaftigkeit, dass er das Foto seines Stinkefingers hat drucken lassen, obwohl sein Berater ihn gewarnt hatte. Aber es spricht gegen ihn als Politiker.”
Wie jeder andere Mensch dürften Politiker dann lügen, wenn es der Allgemeinheit mehr nutze als schade. Politiker lögen aber vor allem dann, wenn die eigene Glaubwürdigkeit durch das Zugeben eines Fehlverhaltens gefährdet wäre, zeigt der Theologe anhand des mutmaßlichen Plagiatsfalls von Ministerin Annette Schavan auf. Hätte sie Reue gezeigt und Wahrhaftigkeit bewiesen, hätte sie ihr Ministeramt wahrscheinlich noch inne, ist Bueb überzeugt. (pro)