Die Bischöfe spielten ihren Erfolg herunter: 31 Prozent der Bevölkerung gehörten der Katholische Kirche an. Durch das gleichzeitige Schrumpfen des Protestantismus auf 30 Prozent sei sie „nach vorne gesunken“. 40 Prozent Nicht-Konfessionelle seien vor allem die Spätfolge der DDR. Der auf niedrigem Niveau bestehende Trend habe sich durch deren Niedergang verstärkt.
Einen Schub für die Katholische Kirche erwartet Thielmann durch den "Bonus" des neuen Papstes Franziskus. Die europäische Liberalisierung, verbunden mit der Zuwanderung nach Deutschland, komme auch eher der Katholischen Kirche zugute. Vor allem Bistümer mit Großstädten wie Frankfurt, Stuttgart und Berlin, in denen viele Ausländer Katholiken seien, profitierten durch Zuwanderung. Protestanten kämen außerhalb Deutschlands dagegen nur als Minderheit vor.
Unterjüngte Kirche
Die Zahlen, schreibt Thielmann, hingen „aber auch gar nicht so sehr von der inneren Zustimmung ihrer Mitglieder ab, sondern von gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen“. Potenzielle Mitglieder liefen nicht weg, sie würden oft gar nicht geboren und damit auch nicht getauft: „Die Kirchen sind nicht überaltert, sondern unterjüngt“, meint Thielmann.
Trotz Reformwünschen von Laien und Kritikern seien die Oberen der Katholischen Kirche ihrer Linie in der Sexualmoral treu geblieben. Die Evangelische Kirche habe dagegen mit ihrer neuen Orientierungshilfe viel davon preisgegeben. In dem Leitpapier würden Kinder als Armutsrisiko dargestellt, wobei Armut auch häufig die Bildungschancen verringere. Wenn Protestanten daraus ableiteten, ihren Wunsch nach Kindern zu senken, sehe es düster aus für die Protestanten, während die Katholische Kirche alle Chancen hätte. (pro)