Da die „Orientierungshilfe“ wichtige Themenfelder anspreche, die um der Betroffenen willen tiefer und breiter diskutiert werden sollen, sei eine „pauschalisierende Generalkritik des Gesamttextes“ genauso wenig angebracht wie das „Verschweigen oder Bemänteln seiner zahlreichen Schwächen“, schrieb Rachel in einer Pressemitteilung. Gerade realistisch und verständnisvoll auf die Brüchigkeit und das Scheitern von Ehen einzugehen, gehöre zu den positiven Impulsen der EKD-Publikation, wie auch der Aufruf zum solidarischen Miteinander der Generationen. Das veränderte Familienbild, das zu neuen politischen Herausforderungen führe, habe die EKD „durchaus richtig und zutreffend“ beschrieben.
Im Bezug auf den „Leitbildcharakter“ der Ehe von Mann und Frau schrieb Rachel: „Bei aller Wertschätzung für andere verantwortlich gelebte Partnerschaftsformen muss die Ehe als gute Gabe Gottes auch weiterhin deutlich im Zentrum der sexualethischen Orientierung sowie des seelsorgerlichen und liturgischen Handelns unserer Kirche bleiben.“ Er kritisierte: „Durch die leider völlig unzureichende theologische Grundlegung, aber auch durch einen oft befremdlichen, soziologisch-beschreibenden und von ‚Gender‘-Begrifflichkeit geprägten Sprachstil, hat das Familienpapier das klare biblische Gesamtzeugnis von der besonderen Hochschätzung der Ehe vernebelt.“
Der biblische Satz „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“ werde im EKD-Text seines „ganz konkreten Bezugs auf die besondere Geschlechterpolarität von Mann und Frau entkleidet“ und so zu einer allgemeinen Blaupause für alle möglichen Formen des Zusammenlebens gemacht. Diese Art von Relativierung sei nicht akzeptabel: „Theologische Orientierung und Klarstellung sieht anders aus. Man fragt sich, wie durch eine solche, im Grunde genommen vergleichgültigende Betrachtungsweise eigentlich überhaupt noch Lust auf die traditionelle Form der Ehe oder wenigstens Stärkung und Ermutigung in den bestehenden Ehen erzielt werden soll.“
Bereits vor mehreren Wochen hatte der Evangelische Arbeitskreis der CSU (EAK) das Familienpapier mit scharfen Worten verurteilt (pro berichtete). Kerstin Griese, Sprecherin des Arbeitskreises Christinnen und Christen in der SPD sowie kirchenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, hatte das „moderne Familienbild“ der Kirche hingegen ausdrücklich begrüßt. (pro)