Nur einen Tag nach dem Mordaufruf sei der Islamist noch vom inzwischen gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi öffentlich umarmt worden. „Gestern wurde er von der Armee verhaftet“, so Abdel-Samad.
Den Umsturz in Ägypten bezeichnete Abdel-Samad als „Sieg der Hoffnung“. Die Jugendlichen, die auf dem Tahrir-Platz demonstriert hatten, könnten „zum Rückgrat eines neuen Ägyptens werden“. Bei einer Neuwahl sei mit einer deutlichen Niederlage der Muslimbrüder zu rechnen.
Der deutsch-ägyptische Politologe hatte bei einem Vortrag in Kairo vor einem Monat über „religiösen Faschismus» gesprochen. Dieser sei im Islam selbst begründet, „nämlich als der Prophet Mohammed den Islam als Monokultur durchsetzte“, erklärte der Publizist. „Ich finde es unhaltbar, dass Mursi es nicht verurteilt, wenn im ägyptischen Fernsehen offen und mehrfach zum Mord aufgerufen wird.“
Daraufhin war er mit der sogenannten Fatwa belegt worden. Der Führer der militant-islamistischen Bewegung „Dschamaa Islamiya“, Scheich Assem Abdel-Maged, hatte Anfang Juni öffentlich zum Mord an dem Islamkritiker aufgerufen. Abdel-Maged gilt als enger Verbündeter des ägyptischen Präsidenten Mursi.
Abdel-Samad ist Publizist und Politologe. Im Alter von 23 Jahren kam er nach Deutschland, um hier sein Studium fortzusetzen. Er arbeitete mehrere Jahre am Institut für jüdische Geschichte an der Universität München. Darüber hinaus ist er Verfasser mehrerer Bücher, wie „Der Untergang der islamischen Welt“ oder „Mein Abschied vom Himmel“. Seit 2011 sitzt er im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung. (dpa/pro)