„Wenn sich Christen nur für die Freiheit von Christen einsetzen, dann ist das nicht das Miteinander der Religionen, das unsere Welt so dringend braucht”, sagte Westerwelle (FDP) am Dienstag bei den Berliner Reden zur Religionspolitik in der Humboldt-Universität zu Berlin. Manche, die andere Länder auf ihre Rückständigkeit in diesen Dingen hinwiesen, sollten daran erinnert sein, dass Mord aufgrund religiöser Zugehörigkeit noch vor Jahrzehnten auch auf deutschem Boden geschehen sei. Auch heute sei der Antisemitismus hierzulande nicht überwunden, sagte der FDP-Politiker und erinnerte an die aggressiv öffentlich geführte Beschneidungsdebatte vor einem Jahr. Auch die Gewalt des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) sei erschreckend. Deshalb forderte er eine gründliche Aufarbeitung dieser Taten: „Das schulden wir vor allem uns selbst.”
Muslime, Hindus, Buddhisten und andere seien in Deutschland herzlich willkommen, erklärte Westerwelle und rief zu „aktiver Toleranz” auf. Das Anderssein des Nächsten sei eine Bereicherung: „Die Globalisierung ist auch eine Globalisierung von Werten.” So sei die weltweite Achtung der Religionsfreiheit „rasant” fortgeschritten. Religionsunterdrückung hingegen sei ein „Ausdruck von Unkultur”, sagte der Außenminister. So werde die Welt dieser Tage Zeuge „erschreckender Gewalt” gegen Christen, aber auch von Schikanen und Willkür gegen Muslime. Auch im Namen der Religion werde diskriminiert, das spürten vor allem Frauen und Homosexuelle. Religion könne als Brandbeschleuniger dienen, sagte Westerwelle im Hinblick auf ein 2012 erschienenes Schmähvideo über den muslimischen Propheten Mohammed.
„Der Einsatz von Religionsfreiheit ist ein Markenzeichen unserer Außenpolitik geworden”, sagte er. Dafür werde Deutschland weltweit geschätzt. Zwar gelte die Religionsfreiheit als Nischenthema, sei aber international eines der wichtigsten und keineswegs weniger relevant als etwa der Einsatz für die Pressefreiheit. (pro)