„Ich kenne keine Studie, die sagt, dass es Kindern, die in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften aufwachsen, anders geht als Kindern, die in gemischtgeschlechtlichen Ehen aufwachsen“, sagte von der Leyen am Sonntag im Deutschlandfunk. Hinter dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach gleichgeschlechtlichen eingetragenen Lebenspartnerschaften das steuerliche Ehegattensplitting zusteht, stehe ein „Erkenntnisprozess einerseits in der Partei, aber andererseits auch in der Bevölkerung und eine Öffnung, die ich einfach begrüße“.
Von der Leyen sagte, dass für Kinder Zuwendung, Liebe und Stabilität in der „Beziehung der beiden Eltern“, die für die Kinder sorgen, entscheidend sei. Vor der parlamentarischen Sommerpause habe aber nicht das Adoptionsrecht, sondern die steuerliche Gleichstellung Priorität.
„Kinder haben ein Recht auf Mutter und Vater“
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, äußerte sich bereits am Samstag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur Sachlage. „Die steuerliche Regelung ist leicht umzusetzen. Beim Adoptionsrecht geht es aber um viel schwierigere Fragen“, sagte er. „Es ist vor allem zu klären, ob ein solches Adoptionsrecht mit dem Kindswohl zu vereinbaren ist.“ Entscheidend seien die Interessen des Kindes und nicht der Kinderwunsch zweier Erwachsener. „Um es klar zu sagen: Ich stehe einem vollen Adoptionsrecht skeptisch gegenüber“, ergänzte er. Zum Vorstoß von der Leyens wollte sich Kauder am Montag gegenüber pro nicht äußern.
„Frau von der Leyen hält sich zum wiederholten Male nicht an die Beschlusslage unseres Bundesparteitages“, sagte der Vorsitzende der CDU-Fraktion im hessischen Landtag, Christean Wagner. Wagner ist ein Initiator des konservativen „Berliner Kreises“ innerhalb der Union. „Ein generelles Adoptionsrecht für Homosexuelle steht bei der Union nicht auf der Tagesordnung, und ich lehne dieses auch entschieden ab“, zitiert ihn die taz. Kinder hätten grundsätzlich das Recht auf Vater und Mutter. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier sagte laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Montag in Berlin: „Das ist ein Thema, von dem ich glaube, das wir gut daran tun, das nicht in Wahlkampfzeiten so ganz nebenbei zu entwickeln.“
Die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Julia Klöckner teilt diese Ansicht: „Ich halte es für nötig, soweit das machbar ist, dass Kinder mit Vater und Mutter aufwachsen.“ Beim vollen Adoptionsrecht solle man nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.
Der Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, Thomas Rachel, hielt sich gegenüber pro mit einer konkreten Bewertung der Aussagen von der Leyens zurück. Er teilte lediglich mit: „Ehe und Familie sind und bleiben das tragende Fundament unserer Gesellschaft. Bei all dem sind Vater und Mutter die prägenden Personen beim Heranwachsen und in der Erziehung von Kindern.“ Und weiter: „Für uns als Evangelischer Arbeitskreis ist entscheidend, dass bei allen familienpolitischen Überlegungen die Perspektive des Kindeswohls im Zentrum steht.“ (pro)