Zu dem, was das christliche Menschenbild ausmache, könnten auch Muslime oder Agnostiker ja sagen, äußerte Armin Laschet. Die CDU sei keinesfalls die Partei der Christen. Er sieht die Politik der Union in einem viel größeren Rahmen: „Auf den Einzelnen setzen und ihm so viele Freiheiten wie möglich bieten”, das ist seiner Meinung nach der Kern der christliche Basis seiner Partei.
„Es gibt nicht eine christliche Antwort” auf politische Fragen, ist Laschet überzeugt. So gebe es durchaus auch Christen, die die gleichgeschlechtliche Ehe befürworteten. In diesem Zusammenhang verwies er auf unterschiedliche Standpunkte der beiden Großkirchen. Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte im Februar erklärt, es sei ethisch geboten, Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Verantwortungsbereitschaft im Zusammenleben zu stärken. Dazu leiste die Rechtsform der eingetragenen Lebenspartnerschaft einen wichtigen Beitrag. Deshalb sollten Regelungen im Vermögens-, Unterhalts-, Versorgungs- und Steuerrecht, die dieses verbindliche Zusammenleben stärken, daran anknüpfen. Die Deutsche Bischofskonferenz hingegen warnte vor einem „übereilten Vorgehen” in Sachen Gleichstellung.
Wird das christliche Menschenbild zu Floskel?
Das christliche Menschenbild drohe zur Floskel zu werden, befand hingegen Volker Resing. Der Redakteur der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) hat dazu bereits im April das Buch „Die Kanzlermaschine” (Herder) veröffentlicht, eine kritische Betrachtung der CDU. In einem Kapitel widmet er sich der Bedeutung des Cs innerhalb der Partei und kommt zu dem Schluss: „Es lässt sich sogar zugespitzt sagen, dem ‚C’ wurde sowohl die Kirchlichkeit als auch der Glaube amputiert. (…) Inzwischen ist das ‚C’ abgerückt vom Persönlichen hin zu einer allgemeinen Formel eines ‚christlichen Menschenbildes’, die handlicher und handhabbarer im Politikbetrieb ist.” Resing schreibt zudem von einer „Selbstsäkularisierung des ‚C’”.
Am Mittwoch erklärte er in Berlin, die CDU sei schon immer eine Partei des Mainstream gewesen, niemals avantgardistisch. Das zeige ihr Vorgehen in Sachen Homo-Ehe. Die Union hatte sich im März trotz internen Streits gegen weitere Schritte in Richtung steuerlicher Angleichung entschieden. Bisher steht eine Entscheidung des obersten Gerichts zur Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften bei der Einkommensteuer aus, im Adoptionsrecht entschied es bereits für die Ausweitung der Rechte homosexueller Paare. Die Union habe sich dazu entschieden, das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Gleichstellung abzuwarten und erst danach aktiv zu werden, wenn es vermutlich weniger anstößig sei, deutete Resing das Vorgehen. „In diesem es-allen-recht-machen liegt eine Gefahr”, sagte er. Das Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit. (pro)