Menschenrechtsorganisationen wie „Amnesty International” oder auch „Open Doors” werden nicht müde, die ägyptische Muslimbruderschaft zu kritisieren. Nun bekommen sie auch noch Unterstützung von den „Reportern ohne Grenzen”. Deren Liste der Feinde der Pressefreiheit, führt in diesem Jahr erstmals die regierende Gruppierung in Ägyptens auf: Die Muslimbrüder hätten mithilfe ihrer Mehrheit im Parlament und ihrem Kandidaten Mohammed Mursi als Präsident die Herausgeber und Chefredakteure staatlicher Zeitungen ausgetauscht und sie durch Getreue ersetzt, teilte die Organisation am Freitag mit. Der von Mursi ernannte Generalstaatsanwalt Talaat Abdullah überziehe kritische Journalisten mit Klagen wegen Verleumdung, Beleidigung des Präsidenten und Verunglimpfung des Islam. Ausländische Korrespondenten würden als Spione diffamiert, einheimische Kollegen mit Gewalt bedroht.
Neu auf der jährlich von „Reporter ohne Grenzen” herausgegebenen Liste steht auch die syrische Rebellengruppe Al-Nusra-Front. In Syrien seien seit Beginn des Aufstandes im März 2011 mindestens 23 Journalisten und 59 Bürgerjournalisten getötet worden. Präsident Baschar al-Assad zähle seit Jahren zu den „Feinden der Pressefreiheit“. Doch auch die gegen ihn kämpfende Al-Nusra-Front setze Journalisten unter Druck: Sie greife systematisch Mitarbeiter syrischer Staatsmedien an, entführe Journalisten und bedrohe ausländische Korrespondenten, die die Rebellen kritisierten.
Ebenfalls neu hinzugekommen sind auf der Liste religiöse Extremisten auf den Malediven und bewaffnete Gruppen in Pakistan, die in der rohstoffreichen Provinz Baluchistan für mehr Unabhängigkeit kämpften. Unverändert zählt „Reporter ohne Grenzen” Russlands Präsidenten Wladimir Putin, die Staatschefs von Aserbaidschan und Belarus, Ilcham Alijew und Alexander Lukaschenko, Drogenkartelle aus Mexiko, Mafiagruppen aus Italien und Taliban-Chef Mullah Omar zu den Widersachern der Medien. Auch Nordkoreas Regierungschef Kim Jong-un und der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinedschad sowie die Israel Defence Forces sind aufgelistet. Andere, wie die baskische Untergrundorganisation ETA und der birmanische Präsident Thein Sein, zählen nicht mehr zu den „Feinden der Pressefreiheit“. (pro)