Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte auf dem Kirchentag die Energiewende. Diese habe eine weit über Deutschland hinausgehende Wirkung: „Wenn wir das nicht schaffen, dann werden viele die Hände in den Schoss legen und sagen: Wir schaffen das auch nicht”, und weiter: „Uns wird es auf Dauer nur gut gehen, wenn es auch anderen Ländern in der Welt gut geht.” Merkel betonte die besondere Verantwortung der Industrieländer, Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften vorzuleben. Nur so könne langfristig die Würde jedes Menschen geschützt werden, wie es das Grundgesetz vorgebe und es der biblische Schöpfungsauftrag verlange. Jeder trage Verantwortung „für die Generationen, die nach uns kommen”.
Wie wichtig ein globaler Ordnungsrahmen sei, habe zuletzt die Wirtschaftskrise gezeigt. „Es ist noch unendlich viel zu tun”, sagte Merkel, erst recht in einer Welt, „die auf Kosten der Zukunft lebt”. Mit Bezug auf das jüngste Unglück in einer Textilfabrik in Bangladesch, forderte die Kanzlerin mehr Transparenz in der Produktion und mehr Kontrollen, sodass es etwa nicht zu völlig überfüllten Fabrikhallen komme. Wichtig sei aber auch, dass Deutschland gegenüber sogenannter Billiglohnländer nicht überheblich agiere, das führe in keinem Fall zum Ziel.
Helen Clark, die Leiterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, griff dies auf: „Konsumenten haben Kraft und wir sollten sie nutzen!” Eine der größten Herausforderungen der Welt sei aber vor allem die Klimafrage. Der Klimawandel habe „den größten Einfluss auf die Ärmsten der Welt”, das habe sie jüngst bei einem Besuch der Sahel-Zone gesehen. „Das ist ungerecht”, sagte Clark. Es sei die Aufgabe dieser und der nachfolgenden Generationen, eine „Welt ohne Angst” zu schaffen. Da eine Milliarde Menschen unter extremer Armut litte, sei eine gemeinsame Vision von Nöten, ein leitendes Wertesystem für Politiker. Eine wichtige Rolle müssten dabei glaubensbasierte Organisationen und Foren wie der Kirchentag spielen. Auch Merkel lobte die Deutschen Evangelischen Kirchentage als „so etwas wie positive Ausnahmezustände”. Das belegte zugleich ein Störer, der die Kanzlerin mit einem Megafon aus dem hinteren Teil der Halle ins Wort fiel. (pro)