Nikolaus Schneider hat es nicht leicht, als Nachfolger von Margot Käßmann und Wolfgang Huber im Amt des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), stellt der Spiegel fest: „Er teilt nicht aus wie seine Vorgängerin, agiert nicht kantig intellektuell wie davor Wolfgang Huber.” Schneider hingegen punkte mit Lebenserfahrung: Der Vater sei ein Kommunist gewesen, der Frömmigkeit verabscheut habe, die Tochter starb mit 22 Jahren an Krebs, der Kontakt zum Bruder sei abgebrochen. „Schneider hat erlebt, wovon er predigt. Die Schuld, den Verlust und das Vertrauen, die Liebe und das Mitgefühl, die Gnade, die eigene Fehlbarkeit ohnehin”, schreibt Thimm. Als Kirchenmann plädiere er für die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare und für die Präimplantationsdiagnostik. „Der Ausgangspunkt seiner Gedanken ist der Alltag der Betroffenen.” Großen Einfluss auf seine Tätigkeit habe auch seine Frau Anne, mit der Schneider bereits drei gemeinsame Bücher schrieb und die jede seiner Predigten mitentwerfe.
Doch was kann Schneider in seiner Amtszeit erreichen, die regulär noch bis 2015 dauern wird? Eines der großen Anliegen des gebürtigen Duisburgers ist laut Spiegel die Ökumene. „Da leben Paare in gemischt-konfessionellen Ehen in tiefster Gemeinschaft von Tisch und Bett, dürfen aber in einem katholischen Gottesdienst nicht gemeinsam an den Tisch des Herrn treten”, zitiert das Magazin ihn. Schneider setze in dieser Frage Hoffnungen auf den neuen Papst. An der zunehmenden Überalterung seiner Kirche ändert das freilich nichts. „Allein 2010 verließen 145.000 evangelische Christen ihre Kirche”, beziffert der Spiegel das wohl drängendste Problem der Protestanten in Deutschland. Schneiders Antwort sei der Wunsch nach mehr Bibelwissen, mehr Tradition: „Es geht um unsere Standfestigkeit.” (pro)