30 Prozent der Arbeitnehmer seien jederzeit erreichbar, 32 Prozent nur zu bestimmten Zeiten und 15 Prozent nur in Ausnahmefällen, zeigt eine aktuelle Bitkom-Studie. Lediglich 16 Prozent ständen gar nicht außerhalb ihrer Arbeitszeiten für dienstliche Angelegenheiten zur Verfügung. BITKOM-Präsident Dieter Kempf betonte, dass es einen Trend zu flexiblen Arbeitsmodellen gebe. Feste Arbeitsplätze und Büros bezeichnete er als „nicht mehr zeitgemäß“
Ein Beispiel dafür ist das „Home Office“. Bereits ein Drittel aller Beschäftigten arbeitet regelmäßig von zu Hause aus. Vier von fünf Befragten sind der Meinung, dass sich dadurch Familie und Beruf besser vereinen lassen. 55 Prozent vertreten jedoch die Ansicht, dass die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit dadurch zu stark verschwimme. Für Unternehmen ist das „Home Office“ vorteilhaft: Mehr als zwei Drittel der Personalverantwortlichen stellten fest, dass die Angestellten dadurch flexibler seien und sich schneller ans Unternehmen binden lassen.
Trend: flexibler Arbeitsplatz
Allgemein nimmt das Arbeiten unterwegs zu, zum Beispiel auf Auto- oder Bahnfahrten. 79 Prozent der Beschäftigten nutzen bereits täglich mobile Geräte wie Smartphones, Notebooks oder Tablet-PCs für ihren Job.
Der Nachteil der flexiblen und nicht-ortsgebundenen Arbeitsmöglichkeiten sei, dass sich viele Angestellte dauerhaft im „Standby-Modus“ befänden, sagte Kempf. Ein bewusster Umgang mit den neuen Technologien und klare Vereinbarungen seien deshalb wichtig.
Siegbert Lehmpfuhl, Leiter der Familienberatungsorganisation Team F, betonte einerseits die Chance von flexiblen Arbeitszeiten, insbesondere dem „Home Office“. Die Beschäftigten könnten mehr Zeit zu Hause bei der Familie verbringen und gleichzeitig ihre Arbeit erledigen. Andererseits erhöhe sich durch die geforderte Flexibilität auch das Risiko von Burnouts oder Krisen in Ehe und Familie. Es brauche eine gute Zeitplanung und Prioritäten müssten gesetzt werden, sagte er gegenüber pro. Lehmpful legte außerdem Wert auf die Verantwortung des Einzelnen. „Jeder Mensch entscheidet, wie viel Zeit er der Arbeit, der Erholung, den Hobbys und wie viel er den Beziehungen in Ehe und Familie widmet“, sagte er.
Verantwortungsvoller Umgang nötig
Die Gefahr des Multitaskings betonte Maria Steuer, Leiterin des „Familiennetzwerkes“. Auf den ersten Blick scheine dies oft die Lösung zu sein, um den Job und die Familie gleichzeitig zu managen. Letztendlich führe diese Einstellung jedoch zur Oberflächlichkeit, sagte sie gegenüber pro: „Gerade die Möglichkeiten der neuen Medien erfordern von uns eine große Disziplin, um uns so zu strukturieren, dass wir einander noch mit voller Aufmerksamkeit Zeit schenken, den anderen zu sehen, uns einzufühlen und einander zu verstehen“, erklärte Steuer.
Wie Arbeitgeber ihre Angestellten zu einem verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien im Job anleiten können, zeigt der Autokonzern VW. Im November 2011 führte das Unternehmen die sogenannte „Blackberry-Pause“ ein. Nach Feierabend bis kurz vor Arbeitsbeginn am folgenden Tag werden den Mitarbeitern keine dienstlichen E-Mails auf ihre Blackberrys zugestellt. (pro)