„Lassen Sie mich ausreden!“

Viel Geschrei, wenig Inhalt: Die Frage „Was tun gegen Deutschlands Gotteskrieger?“ bekam Günther Jauch von keinem seiner Gäste schlüssig beantwortet. In der Diskussionsrunde traf der ehemalige Muslim und jetzige Christ Barino Barsoum auf den islamischen Prediger Ferid Heider.
Von PRO

„Wie hilflos sind wir gegenüber Hardcore-Salafisten“, fragte Jauch zu Beginn seiner Sendung. In einem Einspielfilm wurde der ehemalige Muslim Barino Barsoum vorgestellt, der im Einzelgespräch mit Jauch vor Beginn der Diskussion erklärte, dass der Islam nicht nur eine Religion, sondern eine „politische Machtideologie“ sei. Während seiner Zeit als Muslim sei er auch mit radikalen Gläubigen in Kontakt gewesen, die gegen Juden gehetzt hätten.

Im Gespräch mit den anderen Gästen sah sich Barsoum mit dem Berliner Imam Ferid Heider konfrontiert, der versuchte, einen moderaten Eindruck zu erzeugen, indem er auf Respekt und Toleranz verwies. Besonders die Journalistin Güner Balci fiel ihm dabei immer wieder ins Wort oder schnaubte verächtlich. Sie warf Heider vor, sich in der Vergangenheit positiv über die islamische Rechtsordnung Scharia geäußert zu haben. Hier wäre ein Fact-Check durch den Moderator, wie etwa bei der Talk-Sendung „hart aber fair“, hilfreich gewesen.

Mit der Bibel nach Saudi-Arabien

„Ich messe den Islam nicht daran, was er tut, wenn er in der Diaspora ist, sondern daran, was er tut, wenn er Staatsreligion ist“, sagte CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach, und ergänzte: „Versuchen Sie mal, mit einer Bibel nach Saudi-Arabien einzureisen!“ Der Politiker verwies darauf, dass sich in Deutschland eine „Paralleljustiz“ entwickelt habe, Balci sagte nachdrücklich: „Und jede Moschee fördert sie.“ Dem setzte der Zeit-Journalist Yassin Musharbash den Gedanken entgegen, dass man nicht alle Muslime über einen Kamm scheren könne – eine alte Debatte, die sich in deutschen Talkrunden endlos zu wiederholen scheint.

Verheerendes Presseecho für Jauch

Das Medienecho auf die Sendung stimmt darin überein, dass Jauch seine Runde nicht im Griff hatte. „Heider und Balci schaukelten sich immer weiter hoch, bis sie sich praktisch anschrien. Als sich dann auch noch Aussteiger Barsoum einmischte und lautstark auf arabisch aus dem Koran zitierte, da lief die ganze Diskussion endgültig aus dem Ruder“, schreibt stern.de. Welt Online urteilt: „Behauptungen prallten aufeinander, und der Versuch, sie auf ihren Wahrheitsgehalt abzuklopfen, wurde noch nicht mal ansatzweise verfolgt.“ Angesichts des beinahe „babylonischen Sprachengewirrs“ habe Jauch einen „hilflosen“ Eindruck gemacht, „ratlos“ nennt ihn auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Onlineausgabe. Die Einsicht, dass man mit Verallgemeinerungen und pauschalen Schuldzuweisungen das Problem Islamismus nicht lösen könne, habe in der Runde gefehlt.



Wer sich die gestrige Sendung „Im Namen Allahs – Was tun gegen Deutschlands Gotteskrieger“ dennoch anschauen möchte, hat dazu in der ARD-Mediathek die Gelegenheit. (pro)

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