Die von der Politik geforderte Beitragsstabilität zwinge das ZDF zu Sparmaßnahmen, sagte Bellut. So rasch wie möglich soll ZDFkultur auf ein Wiederholungs- und Schleifenmodell umgestellt werden. Der Etat des Digitalkanals betrug den Angaben zufolge vergangenes Jahr 18 Millionen Euro.
Das ZDF muss auf Druck der Kontrollkommission KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten) bis 2016 bis zu 75 Millionen Euro sparen und hatte deshalb auch bereits angekündigt, insgesamt bis zu 400 Vollzeit-Stellen streichen zu wollen. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisierte den Sender. „Der Informationsanteil des Programms darf nicht weiter zurückgefahren werden“, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. Die Sparmaßnahmen dürften nicht zu Lasten journalistischer Arbeitsplätze umgesetzt werden.
Das ZDF hatte vor einigen Jahren seine drei digitalen Kanäle neu positioniert. Aus dem ZDF-Infokanal wurde ZDFinfo, aus dem ZDF-Dokukanal der an junge Menschen gerichtete Sender ZDFneo. Im Mai 2011 ging ZDFkultur aus dem Theaterkanal hervor. „ZDFkultur versteht sich als Spiegelbild eines veränderten Lebensgefühls und Kulturverständnisses, das Hochkultur und Popkultur miteinander verbindet“, wird der Sender auf der ZDF-Internetseite beschrieben.
Experimentierbühne mit unkonventionellen Formaten
ZDFkultur wollte mit Konzertübertragungen von großen Festivals, Indie-, Pop-, und Rock-Abenden punkten. „Wir sind die Experimentierbühne des ZDF“, hatte der damalige Koordinator Daniel Fiedler vor einem Jahr gesagt. Das Programm sollte gezielt Zuschauer unter 30 Jahren ansprechen. Bekannt wurde vor allem die unkonventionelle Talkshow „Roche & Böhmermann“ mit der Autorin Charlotte Roche („Feuchtgebiete“). Viele Zuschauer sahen jedoch nicht zu: Der Marktanteil lag laut ZDF zuletzt bei 0,1 Prozent. Die beiden anderen Digitalangebote ZDFneo und ZDFinfo erreichten dagegen 0,8 und 0,5 Prozent und bauten ihre Anteile damit im Vergleich zum vergangenen Jahr leicht aus (0,6 und 0,4 Prozent).
Für Aufsehen unter Christen hatte das Klamauk-Format „Götter wie wir“ gesorgt, in dem Gott von zwei als ältere Damen verkleideten Männern dargestellt wird. Beim Sender gingen zahlreiche negative Reaktionen ein. Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake, erstattete eine Programmbeschwerde, weil die Sendung den christlichen Glauben verhöhne. Am 7. und 8. März werden der Inhalt der Sendung und die Beschwerde im Programmausschuss diskutiert.
Für einige Programmformate, die bislang auf ZDFkultur ausgestrahlt werden, gibt es der Mitteilung zufolge Hoffnung: ZDFneo und 3sat sollen sie übernehmen. Um welche es sich dabei handeln könnte, sei aber noch nicht entschieden, sagte ein Sprecher. Zunächst müsse die Entscheidung über die Einstellung getroffen werden, dann werde über Inhalte gesprochen.
Als weitere Sparmaßnahme will das ZDF die bis vor kurzem von Guido Knopp geleitete Redaktion Zeitgeschichte mit der „Terra X“-Redaktion zusammenlegen. Gleiches gelte für die Redaktionen der Sendungen „Volle Kanne – Service täglich“ und „WISO“. (pro/dpa)