Rund 4.500 Menschen aus aller Welt haben sich in Rom eingefunden, um mit Papst Benedikt XVI., der Mitglied der Malteser ist, das Jubiläum des ältesten Ritterordens der Welt zu feiern. Das Hilfswerk für Alte, Behinderte, Todkranke und Flüchtlinge zählt 13.500 „Ritter“. Es ist außerdem ein „völkerrechtliches Unikum“, wie Welt-Autor Paul Badde in der heutigen Ausgabe der Zeitung schreibt: Es gilt als nichtstaatliches, souveränes Völkerrechtssubjekt.
Der „staatenlose Staat“ mit Zentrum in Rom sei ein „richtiges Reich mit allem Drum und Dran“: Regierung, Ministerien, Briefmarken, Autokennzeichen – „nur ohne Volk und ohne Land!“ Dafür aber mit einem wichtigen Auftrag: In aller Welt nehmen sich die rund 80.000 freiwilligen Helfer in Krankenhäusern, Ambulanzen und Altenhäusern „den Katastrophen und Hinfälligkeiten dieser Welt“ an.
Schutz für Pilger
Am 15. Februar 1113 erkannte Papst Paschalis II. den Orden formal an, daher rührt das Jubiläumsdatum. Den Orden gab es jedoch bereits seit 1048, als ihn italienische Kaufleute in Palästina stifteten und Johannes dem Täufer widmeten – daher nannten sich ihre Mitglieder anfangs noch „Johanniter“. Der protestantische Johanniter-Orden ging 1538 im Zuge der Reformation aus dem Hilfswerk hervor.
Das Ziel der Malteser war es, Pilgern aus aller Welt in Jerusalem Schutz und Hilfe zu gewähren. „Die Malteser waren eine Avantgarde. Das Hospitalwesen, das lange ein Alleinstellungsmerkmal der Christenheit war, ist ohne ihre Impulse nicht zu denken“, erklärt Badde. Bald übernahm der Orden auch militärische Aufgaben. Zusammen mit dem Templerorden stellten sie Mitte des 12. Jahrhunderts den Kern der Heere der Kreuzfahrerstaaten.
Die Geschichte des Ordens ist auch eine der Vertreibung und Eroberung: Muslime vertrieben sie aus Jerusalem, später die Osmanen von Rhodos, nachdem die Ordensritter die Mittelmeerinsel erobert hatten. Kaiser Karl V. gab ihnen 1530 die Insel Malta als Lehen. Dort blieben sie, bis sie 1789 Napoleon die Insel überlassen mussten. Seit 1834 haben sie ihr Zentrum als „souveräner Orden“ auf dem Aventinhügel in Rom.
Heute konzentriert sich der spendenfinanzierte Orden auf den Dienst am Nächsten. „In diesem letzten Kreuzzug ist der Ministaat der Malteser ein revolutionäres Großreich der Nächstenliebe geblieben, wo die Ritter noch nach ihrer Anfangslosung den ‚hochwürdigen Herren (und Damen) Kranken‘ dienen – in deren Gesichter sie das Antlitz Christi suchen“, resümiert Badde. (pro)