Der Traum des Pharao im ersten Buch Mose sei die erste makroökonomische Lektion der Menschheitsgeschichte: "Iss in den guten Jahren nicht alles auf, sondern spare." Heute bedeute dies: "Schaffe ein Plus in deinem Haushalt und spare. Die Schuldenberge, unter denen Staaten heute leiden, wurden in guten Jahren des Wachstums angehäuft."
Zu Zeiten des Alten Testaments sei die Praxis eines "Erlassjahres" gängig
gewesen, so Sedláček. Ein solcher "Neustart" sei beispielsweise bei Computern
selbstverständlich und sorge für Ordnung. Die Verantwortlichen im Banken- und
Wirtschaftssystem hätten in der globalen Finanzkrise gegen ihre eigenen Regeln
verstoßen: "Immer sollte sich die Politik aus der Wirtschaft fern halten. Sie
wollten sich selbst regulieren. Dann ging was schief, und plötzlich hieß es:
‚Politiker, bitte mischt euch ein‘!’" Auch, was die Finanzhilfen für Griechenland
angeht, mahnte der Star-Ökonom zu einer Rückbesinnung auf biblische Vergleiche.
Als Jesus zur Nächstenliebe aufgerufen habe, hätten seine Zeitgenossen die Frage
gestellt, wer denn ihr Nächster sei. "Diese religiöse, ethische oder
philosophische Frage müssen wir heute beantworten: Erlassen wir Griechenland
seine Schulden, und wenn ja wie oft? Sieben mal? Oder, wie Jesus forderte: Sieben
Mal siebzig Mal?" (pro)