Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), bezeichnete das Urteil als "eklatanten Bruch völkerrechtlich bindender Menschenrechtsverträge". Sie forderte die Bundesregierung auf, sich beim ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi nachdrücklich für die Freilassung der Familie einzusetzen. Laut Informationen der IGFM war Nadia Mohamed Ali, Mutter von sieben Kindern, ursprünglich Christin und konvertierte vor 23 Jahren zum Islam. Nach dem Tod ihres 1991 verstorbenen Ehemannes entschloss sie sich, wieder zum Christentum zurückzukehren.
Seit 2004 halfen Beamte, Namen und Religionszugehörigkeit der gesamten Familie in den Dokumenten zu ändern. Für diese Hilfsdienste wurden sie nach Angaben des arabischen Nachrichtenportals "moheet" ebenfalls zu einer fünfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Die Witwe sah es nach dem Tod ihres Mannes Mohamed Abdel-Wahab 1991 als ihre Pflicht an, mit ihren Kindern wieder zum Christentum zurückzukehren.
Schwierige Situation für Nicht-Moslems
Nach Angaben der IGFM haben die Religionen in Ägypten insgesamt einen schweren Stand. Durch Anfeindungen von Islamisten sei die früher große und bedeutende jüdische Gemeinde in Ägypten quasi erloschen. Die Minderheit der Bahai sei offiziell verboten und insbesondere Konvertiten vom Islam zum Christentum müssten Verhaftungen, Misshandlungen und sogar ihre Ermordung fürchten.
Die christliche Minderheit befindet sich derzeit im Gespräch über die Bildung eines nationalen Rates. Ihm sollen Orthodoxe, Katholiken und Protestanten angehören. Nach Einschätzung des katholischen Weihbischofs Boutros Fahim Awad Hanna habe sich seit dem Amtsantritt des koptisch-orthodoxen Papstes Tawadros II. im vergangenen November das Klima zwischen den Konfessionen aber deutlich verbessert. Von den 83 Millionen Ägyptern sind etwa zehn Millionen orthodoxe Kopten. Hinzu kommen etwa 200.000 Katholiken, 40.000 Griechisch-Orthodoxe und 30.000 Protestanten. Die übrigen Einwohner sind Muslime. (pro)