Wenn Präsident Barack Obama Ende Januar zu seiner zweiten Amtszeit eingeführt wird, wird nicht, wie ursprünglich geplant, Pastor Louie Giglio für ihn beten. Der Pastor der "Passion City Church" in Atlanta teilt auf seiner Webseite mit, dass er den öffentlichen Auftritt nach Rücksprache mit dem Weißen Haus abgesagt habe.
Grund für die Entscheidung ist das Auftauchen der Aufnahme einer Predigt von Giglio aus den 1990er Jahren. Darin spricht der Geistliche über Homosexualität und darüber, dass diese "in den Augen Gottes und nach seinem Wort Sünde" sei. Diese Sicht entspräche nicht der Aussage, die bei der Eröffnungsfeier transportiert werden solle, sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses: "Als wir Pastor Giglio ausgewählt haben, wussten wir nichts von seinen Äußerungen in der Vergangenheit. Sie entsprechen nicht unserem Wunsch, die Stärke und Vielfalt unseres Landes bei der Amtseinführung zu feiern." Giglio sei ausgewählt worden, weil dieser sich führend gegen Menschenhandel einsetze.
Giglio ist Gründer der "Passion Conferences", einer Organisation, deren Ziel es ist, Studenten im Gebet und Lobpreis zusammenzubringen. In der fraglichen Predigt sagte er nach Angaben des Blogs "The Gospel Coalition": "Gottes Stimme ist sehr deutlich. […] Homosexualität ist kein alternativer Lebensstil. Sie ist nicht einfach eine sexuelle Vorliebe, sondern Homosexualität ist Sünde. Sie ist Sünde in Gottes Augen und Sünde nach dem Wort Gottes. […] Der einzige Weg aus einem homosexuellen Lebensstil […] ist durch die heilende Kraft Jesu."
Dass der Rücktritt keine 24 Stunden nach Bekanntwerden der Predigt verkündet wurde, zeigt nach Meinung der Zeitung "New York Times", wie sensibel das Weiße Haus derzeit das Thema Homosexualität behandele. Schon bei der ersten Vereidigung Obamas war es zu Kontroversen über Homosexualität gekommen. Damals betete Pastor Rick Warren für Obama, der ebenfalls gleichgeschlechtliche Eheschließungen ablehnt.
Obama selbst sprach sich immer gegen gleichgeschlechtliche Ehen aus, änderte seine Meinung aber im vergangenen Jahr. Zu der Vereidigung Ende Januar wurde unter anderem der schwule Dichter Richard Blanco eingeladen. (pro)