"Man darf Mohammed karikieren, wie man auch Jesus, Napoleon oder Zorro karikieren darf", teilte "Charlie Hebdo" zum Erscheinen des Heftes mit. Mit den neuen Comics wolle die Redaktion auch ein Zeichen gegen radikale Muslime setzen. "Wir kennen Mohammed nicht", heißt es in der Heftbeschreibung weiter. Ganz im Gegensatz zu Jesus, und das, obwohl der Islam in Frankreich als zweite Staatsreligion behandelt werde. Deshalb habe "Charlie Hebdo" dem muslimischen Propheten nun ein ganzes Heft gewidmet. Ein Anliegen, das, zumindest wenn man den Redakteuren glauben will, absolut "halal" ist, also mit dem Islam vereinbar. Die neueste Ausgabe soll demnach weniger Satire als eine schlichte Comic-Darstellung des Lebens Mohammeds sein.
Pressefreiheit unter Polizeischutz
Erst im September hatte das Satiremagazin Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. Das Redaktionsgebäude wurde daraufhin polizeilich geschützt. "Charlie Hebdo" rechtfertigte die Veröffentlichung mit einem Verweis auf die Pressefreiheit. Ein Jahr zuvor hatte die Redaktion das Glaubensvorbild der Muslime zeitweise zum Chefredakteur ernannt. Er dürfe die Inhalte einer Ausgabe bestimmen, erklärten die Macher des Hefts scherzhaft. 2006 musste sich "Charlie Hebdo" bereits vor Gericht verantworten, weil das Magazin die Mohammed-Karikaturen aus der dänischen Zeitschrift "Jyllands Posten" nachgedruckt und um eigene Zeichnungen ergänzt hatte. Die Veröffentlichungen hatten zu Protesten von Muslimen geführt. 2011 gab es einen Brandanschlag auf die Redaktion.
Auch die aktuellen Karikaturen sind schon jetzt öffentlich kritisiert worden. Wie die "Deutsche Presse-Agentur" (dpa) berichtet, erklärte der iranische Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast am Dienstag während einer Pressekonferenz in Teheran: "Wir verurteilen jegliche religiöse Beleidigung, insbesondere die des islamischen Propheten, und fordern juristische Schritte gegen die Karikaturisten." Am Mittwoch kritisierte zudem die in Saudi-Arabien beheimatete Organisation für islamische Kooperation (OIC) die Zeichnungen. Wie dpa berichtet, bat der türkische OIC-Generalsekretär Ekmeleddin Ihsanoglu seine Glaubensbrüder dennoch darum, "auf diese Aufwiegelung mit Zurückhaltung zu reagieren." Die französischen Behörden rief er dazu auf, juristisch gegen die Redaktion des Magazins vorzugehen.
Das Sonderheft liegt für sechs Euro an französischen Kiosken aus und ist online bestellbar. Der Verlag hat laut dpa etwa 80.000 Exemplare drucken lassen. Die aktuelle Ausgabe endet nach der Begegnung Mohammeds mit dem Erzengel Gabriel, wie sie der Islam lehrt. Eine Fortsetzung des Sonderhefts könnte also folgen. (pro)