Vorerst ist unklar, ob die auf den Bahamas registrierte Internetseite abgeschaltet bleibt. Der Koordinator der Kampagne "Stoppt kreuz.net", David Berger, äußerte sich in einer Mitteilung: "Es ist durchaus möglich, dass sich die Hassseite strategisch für einige Wochen ins Off zurückzieht, um – wenn der sich in den letzten Tagen intensivierende Sturm vorüber ist – neu aufzutauchen." Die Aktion "Stoppt kreuz.net" initiierte der Berliner Bruno Gmünder Verlag, der vor allem Literatur für Schwule vertreibt. Nachdem auf der Seite gegen den Anfang Oktober verstorbenen, homosexuellen Schauspieler Dirk Bach gehetzt worden war, hatte der Verlag eine Belohnung von 15.000 Euro für Informationen über die Macher von "kreuz.net" ausgesetzt.
Berger erklärte gegenüber "Spiegel-Online", dass die Betreiber von "kreuz.net" kurz vor dem Verschwinden alle Informationen gelöscht hätten, welche etwas über die Identität der Autoren preisgeben könnten. Warum die Seite nicht mehr erreichbar ist, sei nicht bekannt: Es könnten Hacker gewesen sein, die Betreiber selbst oder eine Ermittlungsbehörde.
"Autoren aus Kirchenkreisen müssen mit ernsthaften Konsequenzen rechnen"
Berger gehe davon aus, dass mindestens drei Österreicher an "kreuz.net" beteiligt sind, zwei davon seien Priester. Die Initiative "Stoppt kreuz.net" hat der Staatsanwaltschaft mittlerweile sechs Namen vermutlicher "kreuz.net"-Macher übergeben.
Im ORF versicherte laut "Spiegel-Online" am Sonntag der Generalvikar der Erzdiözese Wien, Nikolaus Krasa, dass identifizierte "kreuz.net"-Autoren aus Kirchenkreisen mit "ernsthaften dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechnen" hätten, und dass die Kirche zwecks Strafverfolgung auch "von sich aus den Kontakt mit den staatlichen Behörden" suchen werde. Der Verfassungsschutz hatte die Ermittlungen gegen die Seite auch wegen muslimfeindlicher und antisemitischer Äußerungen aufgenommen.
Verbindung zu "kath.net"?
Im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen die Internetseite ist auch der Betreiber des österreichischen Portals "kath.net", Roland Noé, ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten, meldet der "Kölner Stadt-Anzeiger". Noés Internetplattform sei seit der Gründung 2001 bis 2005 von den österreichischen Bischöfen unterstützt worden. Danach habe das Portal unter anderem jährlich 20.000 Euro von der Organisation "Kirche in Not" erhalten.
Erzbischof: "kein katholisches Medium"
Der Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, hatte sich Anfang November von "kreuz.net" distanziert. Es handle sich bei dem Portal um "kein katholisches Medium". Dies sei seit langem sichtbar, sagte er zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz. (pro/dpa)