Menschen aus dem kirchlichen Raum sollten sich auch im öffentlichen Leben engagieren "und sich in der Politik entsprechend exponieren", sagte Glück. Er beklagte einen abnehmenden Einfluss der Kirchen in der Politik. Es sei auch bereits jetzt absehbar, dass es nach der Wahl im kommenden Jahr im Bundestag deutlich weniger Abgeordnete aus dem kirchlichen Umfeld geben werde. Auch das ZdK sei auf "politische Repräsentanten" in den eigenen Reihen angewiesen, die "unsere Anliegen in den politischen Prozess übersetzen" könnten. Prominente aktuelle ZdK-Mitglieder sind etwa Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
In den katholischen Pfarrgemeinden müssten Laien angesichts fehlender Priester mehr einbezogen werden, forderte Glück. Kirche dürfe nicht nur dort sein, "wo der Pfarrer ist". Er sehe mit großer Sorge, dass die Pfarrseelsorge zu einer "Mangelverwaltung" werde. Ohne eine neue Qualität der Zusammenarbeit von Priestern und Laien werde es keine lebendigen Kirchengemeinden geben.
Das Zentralkomitee ist mit rund 230 Mitgliedern das oberste Gremium der Laien in der katholischen Kirche. Die Vollversammlung tagt jährlich im Frühjahr und Herbst.
Josef Winkler: Kein katholisches U-Boot im Bundestag
Auch der Bundestagsabgeordnete Josef Winkler von den Grünen ist der Überzeugung, dass sich kirchliche Verbände in der Politik stärker zu Wort melden sollten. Der gläubige Katholik sagte in einem Interview mit "Deutschlandradio Kultur" am heutigen Freitagmorgen: "Wir haben immer weniger Chefs von kirchlichen Organisationen und Verbänden im Bundestag sitzen, und es sieht nicht danach aus, als ob sich daran im Positiven etwas ändern würde."
Der Grünen-Politiker hält es für richtig, "dass die Kirchen nicht mehr wie in früheren Jahrzehnten klare Wahlempfehlungen geben, sich an eine Partei ketten und im Umkehrschluss die anderen ablehnen". Es gebe in jeder demokratischen Partei inzwischen engagierte Katholiken oder Protestanten, so Winkler. "Es sind vielleicht nicht genügend", aber auch er selbst sei kein "katholisches U-Boot im Bundestag", sondern in erster Linie gewählter Volksvertreter. "Ich bin für alle Bürger da, egal, welchen Glauben die haben oder ob sie überhaupt einen haben." Dennoch plädiert er dafür, dass sich kirchliche Verbände Gehör verschaffen sollten, auch in den Medien. (pro)