Die Umstürze in der arabischen Welt haben dazu geführt, dass islamisch-fundamentalistische Kräfte die öffentliche Diskussion und die politische Agenda prägen – auch, weil diesen enorme mediale Aufmerksamkeit zukommt. Das stellt Faath in der am Montag erschienenen Publikation "Islamische Akteure in Nordafrika" fest. Dabei strebten sie zum einen ganz legal nach politischer Macht. Andererseits komme es aber immer wieder auch zu Gewalt gegen Andersdenkende und "Unislamisches". Die meisten Verlautbarungen der neuen religiösen Staatsführer seien "plakativ", etwa, wenn es um Demokratie, Freiheiten und Rechte gehe. Oft heiße es schlicht, diese würden "im Rahmen des islamischen Rechts" gewährt. Faath nennt die Verurteilung von Gewalt durch islamistische Parteien "nicht konsequent" und "oft zögerlich".
Eine säkulare Konkurrenz zu den religiösen Parteien in der arabischen Welt sei derzeit nicht erkennbar. Die Politikwissenschaftlerin schließt: "Mit dem islamistischen Konzept ist keine freiheitlichere Ordnung realisierbar. Es gilt aber auch, dass ohne Einbeziehung der Islamisten seit der Öffnungs- und Reformpolitik 2011 in keinem Staat Nordafrikas politisches Handeln möglich ist. Ein Konflikt zwischen denen, die mehr Freiheit wollen und denen, die ein neues, diesmal religiös-begründetes autoritäres System errichten wollen, ist absehbar."
Positives aus Ägypten
Positiver sieht der Islamwissenschaftler Stephan Roll die Lage in Ägypten. Zwar schreibt er von einer "Islamisierung" des Landes. Die islamischen Bewegungen seien allerdings vielfältig. Besonders die Salafisten hätten sich seit dem Umsturz etablieren können. "Bemerkenswert ist, dass alle hier untersuchten islamistischen Parteien und Organisationen in ihrem politischen Handeln bislang als moderate Akteure in Erscheinung treten", stellt Roll fest. Damit seien sie ein potentieller Partner für die deutsche und europäische Außenpolitik. Gerade die Muslimbrüder seien durch ihre Rivalität mit dem Militär auf eine Zusammenarbeit mit gemäßigten Parteien innerhalb des Landes angewiesen. Bei den Salafisten sei hingegen offen, wie kompromissbereit sie künftig sein werden. (pro)