„Vielleicht ist Gott ein Sadist“

Schonungslos ehrlich, kritisch und sprachgewaltig: So beschreibt sich das Buch "Gott braucht dich nicht" von Esther Maria Magnis am besten. In einem packenden Roman erzählt die Autorin ihre außergewöhnliche Geschichte mit Gott. Dabei macht sie mit ihrer Kritik auch nicht Halt vor der Religion, kirchlichen Phrasen, inkonsequenten Elterngenerationen und dem blinden Glauben an die Wissenschaft.
Von PRO

"Ich brauchte als Vierzehnjährige nicht noch einen Unsichtbaren und schon gar keinen orientalischen Pazifisten mit Schlappen und Vollbart, der sich für mich, wie ich dachte, eh nicht sonderlich interessiert hatte, weil ich weder Nutte noch Zöllner war, außerdem hatten wir einen Mercedes, der nicht durchs Nadelöhr gepasst hatte." So ein Bild wurde Magnis, die sich im Roman Esther nennt, in der Kindheit von Jesus vermittelt. Eine Person wie Gandhi mit dem Stempel: "Der Typ war ok".


Auch sonst lässt sie kein gutes Haar an der Kirche ihrer Kindheit und dem oberflächlichen Glauben der Mitmenschen: In den Predigten wollte man die Umwelt retten. Jesus war dagegen nicht so wichtig. Wundergeschichten wurden so interpretiert, dass nichts mehr von einem Wunder übrigblieb. Ökumenische Gottesdienste seien zur körperlichen Qual geworden. Die Autorin trennte sich langsam und leise von Gott. Zugleich war es für sie erst der Anfang der Geschichte, von ihrem ungewöhnlichem Weg zurück zu Gott.

Unheilbarer Krebs, maximal noch drei Monate zu leben: So hieß die Diagnose, die Esthers Vater eines Tages am Mittagstisch unter Tränen verkündete. Dies änderte alles im Leben der Autorin, besonders in ihrer Beziehung zu Gott. Bis jetzt waren Gebete für sie nur intensives Betteln um gute Noten: "Ich wollte mit allem, was ich war, dass mein Vater überlebt." Genauso unzensiert formulierte sie es auch in ihren Gebeten: "Bitte mach ein Wunder. Bitte mach Papa gesund. Bitte mach, dass er nicht stirbt."

Je näher der Tod des Vaters rückte, desto mehr hoffte die junge Autorin auf ein Eingreifen Gottes. Noch über den letzten Tag, an dem ihr Vater lebte, schreibt sie: "Ab diesem Tag begann ich, mein ganzes Vertrauen Gott zu schenken und zu glauben, dass sich der Berg erheben und ins Meer stürzen würde, dass Papa gesund würde, weil ich betete, als hätte ich’s schon empfangen."

Mit dem Tod kommt der Zweifel

Für Esther passte Gott nicht zum Tod ihres Vaters. Gott war ihrer Meinung nach immer noch gut. Aber wie könne er dann so etwas zulassen? "Es gab keinen Sinn in Papas Tod. Ich konnte mir nicht erklären, wieso Gott Papa sterben ließ, nach dem, wie wir (…) gebetet und geglaubt hatten." Magnis verstand die Welt und vor allen Dingen Gott nicht mehr. Dies lässt sie den Leser mit einer großen Sprachgewalt und scharfen Ausdrücken spüren. Tiefe Zweifel zerrissen ihre Beziehung zu Gott und stellten ihn in Frage. Sie wolle keinen Gott, der so etwas tut. Gegenüber Gott fühlte sie nichts als Wut und Enttäuschung: "Also, was für ein Schwein ist das, das nicht mal meinen Glauben an seine Wunder will!" An einen liebenden Gott könne sie nicht mehr glauben. Vielleicht sei dieser sogar ein Sadist.

Trotz ihrer Vorwürfe zweifelte sie nie an der Existenz Gottes. Die Trostversuche der Atheisten fand sie noch schwachsinniger. "In unseren Erinnerungen lebt er weiter. In unserem Herzen wird er nicht sterben." Die aufgeklärten und wissenschaftlichen Atheisten erklärten noch, dass der "pumpende Fleischklumpen unter den Rippen" der neue Himmel sei? Sie wollte sich diesem abartigen Gott nicht zuwenden, aber seine Existenz würde sie niemals abstreiten.

Die Wende

Keine Vision, kein Traum von Gott, keine Erklärung von ihm, kein Engel, der im Namen Gottes auftauchte. Gott schwieg. Doch eine einfach Lied-Strophe brachte die Wende: "Gott der Herr hat sie gezählt, dass ihm auch nicht eines fehlet, kennt auch dich und hat dich lieb". Sie wolle von Gott nichts wissen. Doch dieser schweigende Gott, den sie nicht kennen wollte, dieser Gott "kennt auch dich".

Diese drei Wörter veränderten ihr Leben und waren der Beginn eines neuen Glaubens. Sie musste für sich feststellen: Gott ist weit weg, und oft verstehe ich ihn nicht. Genau wie der biblische Hiob erkannte sie aber: Gott ist Gott, er ist Wirklichkeit und Wahrheit. Nicht wir, sondern er habe das Recht zu schweigen. Doch dieser Gott als die einzig wahre Realität wurde Mensch in Jesus.

Am Ende dieser Wende stand für Magnis das Ergebnis fest: "Der einzige Grund, sich davor zu fürchten, Gott das eigene Leben zu geben, ist, wenn man glaubt, man habe einen besseren Plan. Man habe die Wahrheit und wisse, warum man hier ist. Ich weiß es nicht. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen." "Gott braucht dich nicht" ist ein packender Roman, in dem die Autorin unzensiert ihren Weg mit Gott schildert und auf emotionale Weise die großen Fragen des Lebens beantwortet. (pro)

Esther Maria Magnis, Gott braucht dich nicht. Eine Bekehrung, Rowohlt Verlag, ISBN 978 3 498 06406 8

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