Walter wurde am 23. September 1944 in Unterfranken geboren und studierte nach dem Abitur von 1963 bis 1968 Volkswirtschaftslehre in Frankfurt am Main. Nach seiner Promotion und Mitarbeit am Institut für Kapitalmarktforschung leitete er ab 1975 die Konjunkturabteilung am Institut für Weltwirtschaft. 1978 wurde er Professor und Direktor des Instituts. Nach einem Jahr an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore (nahe Washington D.C.) wechselte er 1987 zur Deutschen Bank, wo er 1990 zum Chefvolkswirt befördert wurde.
Diesen Posten behielt Norbert Walter bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden Ende 2009. Durch Interviews und Talkshows wurde er über die Jahre zu einem der bekanntesten Gesichter der Deutschen Bank. Nach Ende seiner Tätigkeit für die Deutsche Bank gründete er 2010 gemeinsam mit seinen Töchtern das Beratungsunternehmen "Walter & Töchter Consult". Bis zu seinem Tod war er ein gefragter Redner bei Kongressen, Unternehmensveranstaltungen und Podiumsdiskussionen. Dabei wurde der Fokus häufig nicht nur auf seine Expertise zu Themen wie Schuldenkrise und Inflation, sondern auch auf Walters ethische Perspektive gelegt.
"Norbert Walter hat seine Werte gelebt"
Als Mitglied im Bund Katholischer Unternehmer (BKU) und im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) war es Walter wichtig, dass Werte auch in der Wirtschaft nicht vergessen gehen. "Es ist einfach, Treue zu erhalten, wenn man Treue vorlebt", sagte er 2009 bei der 10. "Berliner Rede zur Religionspolitik". Die Zeitung "Die Welt" zitiert aus einem früheren Interview: "Der Bezug zu Gott gibt mir im hektischen Tagesgeschäft eine innere Verankerung, ich schöpfe Ruhe und Kraft daraus gerade, wenn es mal nicht so gut läuft."
"Norbert Walter war in meinen Augen ein Mann, der seine Werte wirklich gelebt hat – seine Worte und Taten waren absolut deckungsgleich", erinnert sich Johannes Sczepan, Geschäftsführer der Finanzberatungsgruppe Plansecur. Walter war ehrenamtlicher Vorsitzender der Jury des "Vordenker"-Preises, der von Plansecur vergeben wird – zuletzt an den ehemaligen Verfassungsrichter Paul Kirchhof. Es sei Walter wichtig gewesen, viel Zeit mit der Familie zu verbringen – gerade mit den Enkelkindern. "Liebe Großeltern", habe er einmal gesagt, "statt Zeit auf dem Golfplatz totzuschlagen, gebt lieber euren Enkeln was fürs Leben mit." Norbert Walter habe in den Wochen vor seinem Tod noch Urlaub mit der ganzen Familie gemacht, sagte Sczepan gegenüber pro. "Er berichtete mir, wie schön diese Zeit für ihn war – und dass er allen noch gute Worte mit auf den Weg gegeben hat."
Alois Glück, Präsident des ZdK, würdigte Walter als "einen hochrangigen Vertreter der deutschen Wirtschafts- und Finanzwelt und einen engagierten und überzeugten Katholiken, dem seine Kirche sehr am Herzen lag". Über die Todesursache ist noch nichts bekannt – nur, dass Walter laut seiner Familie "überraschend" gestorben ist. (pro)