Auf dem Cover der Juli-Ausgabe von "Titanic" war die Fotomontage eines Papstbildes zu sehen. Ein gelber Fleck auf der Vorderseite des Gewandes suggerierte, Papst Benedikt XVI. habe sich in die Hose gemacht. Die Verbreitung der Ausgabe wurde durch einen Gerichtsbeschluss unterbunden.
In der Presseerklärung des Blattes heißt es, Chefredakteur Leo Fischer rechne sich gute Chancen für den Rechtsstreit aus. "Der Prozess gegen Pussy Riot hat die Welt für Einschränkungen der Meinungsfreiheit durch entfesselte Autokraten sensibilisiert. Wir haben Vertrauen in die westliche Justiz und glauben fest daran, dass wir nicht in Plexiglaskäfigen ausgestellt werden", teilte Fischer mit.
Außerdem kritisiert er, dass der Papst nicht auf das 15-seitige Widerspruchsschreiben der Zeitschrift reagiert habe: "Dem Heiligen Vater fehlen wohl die Argumente. Andererseits gehen im Vatikan derzeit viele Dokumente verloren; vielleicht wird die Antwort des Papstes noch rechtzeitig zum Prozessauftakt geleakt."
Der politische Arm der Zeitung, "Die Partei", wird laut Pressemitteilung einen Mittelaltermarkt auf dem Sievekingsplatz vor dem Gerichtsgebäude organisieren. Zum Programm sollen Feuerspucker, Jongleure, ein Pranger und die Möglichkeit einer symbolischen Hexenverbrennung gehören. Auf der Internetseite der politischen Vereinigung wird eingeladen: "Schüttele echten Politikern die ungewaschenen Hände und schnuppere den Duft des Mittelalters. Mit Hexenverbrennung!" Ihr Vorsitzender ist Ex-Chefredakteur der "Titanic", Martin Sonneborn. Die Vereinigung hat einen ähnlich parodistischen Charakter wie das Frankfurter Magazin und ist personell eng mit ihm verwoben. Bei Landtagswahlkampf 2010 in Nordrhein-Westfahlen wurde "Die Partei" unter anderem von den Comedians Hella von Sinnen und Dirk Bach unterstützt.
Wie die Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag in Bonn mitteilte, hat die katholische Kirche die einstweilige Verfügung gegen die "Titanic" zurückgezogen. "Zugleich werden weitere rechtliche Maßnahmen geprüft, um Angriffen auf die Würde des Papstes und der katholischen Kirche wirksam zu begegnen", heißt es in der Stellungnahme laut dpa.
Im Juli hatte das Magazin den Papst auf der Titelseite von vorne mit einem gelben Fleck in der Leibesmitte, und auf der Rückseite von hinten mit einem braunen Fleck im Hüftbereich abgebildet. Dazu texteten die Macher die Überschrift: "Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden". Papst Benedikt XVI. fühlte sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und klagte. Damit erreichte er eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Hamburg. Bei Zuwiderhandlung droht ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro. Gegen die Verfügung klagt nun seinerseits das Magazin. (pro)