Einspruch gegen christliche Domains

Künftig sollen Internetnutzern nicht nur Adressendungen wie ".de" oder ".com" zur Verfügung stehen, sondern auch spezifischere wie ".bank". Das Vergabeverfahren läuft derzeit. Gegen christliche Domains wie ".bible"  oder ".catholic" hat Saudi-Arabien nun Einspruch erhoben.
Von PRO

Die saudi-arabische "Kommission für Kommunikation und Informationstechnologie" (CITC) begründete ihren Einspruch gegen die Endung ".bible" mit den verschiedenen Bibelausgaben der christlichen Gruppierungen. Der Bibelkanon der Protestanten habe 66 Bücher, die äthiopische Kirche kenne 81 Bücher. Aufgrund der Unterschiede sollte es "keiner Gruppe oder einem Einzelnen erlaubt sein, im Internet zu bestimmen, was die Bibel ist und was nicht".

Der Einspruch ging am 12. August bei der Internet-Adressverwaltung ICANN ein, die für die Vergabe neuer Domains zuständig ist. Gegen vorgeschlagene Domains darf seit dem 13. Juni sieben Monate lang offiziell Einspruch erhoben werden. Die Einsprüche wertet die ICANN anschließend in einem fünf Monate dauernden Verfahren aus und entscheidet dann, welche der vorgeschlagenen Domains abgelehnt werden.

Die Endung ".bible" hat die Amerikanische Bibelgesellschaft (ABS) vorgeschlagen. Geoffrey Morin, ein Sprecher der ABS, wandte gegen den Vorwurf aus Saudi-Arabien ein, dass die ABS für ein breites christliches Spektrum arbeite. Gegenüber der Online-Zeitung "Christian Post" sagte er: "[Die ABS] ist keine Einzelkirche, hat keine Einzellehre, keine einzelne Glaubensauffassung. Sie ist wirklich weltweit vertreten, und das erlaubt die Repräsentation der Bibel."

Eine Frage der Repräsentation

Die CITC hat neben ".bible" auch gegen die Endung ".islam" Einspruch erhoben, welche die Internetverwaltungs-Firma "Asia Green IT" mit Sitz in der Türkei beantragt hatte. Eine einzelne Firma könne nicht die Gemeinschaft der Muslime vertreten, lautet die Begründung aus Saudi-Arabien. Überhaupt sollte die ICANN die religiösen Ansichten der Bewerber in die Entscheidung einfließen lassen. Sei dies nicht möglich, solle die ICANN auf Endungen mit religiösem Bezug verzichten.

Den Vorschlag begründete die CITC mit den möglichen Auswirkungen auf die Muslime. "Wir sind besorgt, dass Sie die Verwendung und Kontrolle wichtiger religiöser Namen in die Hände kleiner Gruppen oder gar Einzelpersonen legen. Dies könnte unter der weltweiten muslimischen Gemeinschaft Verstimmung und Entzweiung hervorrufen."

Die CITC legte auch gegen die Endungen ".wine", ".gay", ".porn", ".poker" und ".baby" Einspruch ein. Christliche Gruppen haben ebenfalls gegen eine Reihe von Endungen protestiert. "Morality in Media" erhob etwa gegen die Endungen ".sex", ".adult" und ".porn" Einspruch. [Öffnet externen Link in neuem Fensterpro berichtete]

Seit Anfang dieses Jahres läuft das Ausschreibeverfahren für Adressendungen im Internet. Vorschläge können bei der ICANN gegen eine Gebühr von etwa 150.000 Euro gemacht werden. Im Fall eines erfolgreichen Verfahrens kann der Bewerber Adressen mit der Endung erstellen oder an Dritte weitergeben. (pro)

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