Hierzulande sollen TV-Moderatorinnen nett, adrett und möglichst ansehnlich daherkommen. In Ägypten ist seit dem vergangenen Wochenende ein Sender zu sehen, bei dem zumindest Letzteres nicht gewünscht ist – denn die ausschließlich weiblichen Mitarbeiter sind alle vollverschleiert. Kamerafrauen, Moderatorinnen und Redakteurinnen tragen die religiöse Verhüllung, wie die "Tagesschau" berichtet. Nur ihre Augen bekommt der Zuschauer durch den schmalen Sehschlitz des Gewandes zu sehen.
"Maria TV" ist der Name des Senders, der pünktlich zum Ramadan startete. Er gehört zum ägyptischen Kanal "El-Ummah". Die Betreiber sind strengmuslimische Salafisten. Senderchef Ahmed Abdallah begründet die Schaffung des Programms emanzipatorisch. "Nach Jahrzehnten der Diskriminierung läute ich jetzt eine freie Ära für Frauen ein, die den Niqab tragen", zitiert ihn die "Tagesschau". Im sonstigen TV-Programm wären verschleierte Frauen gar nicht zu sehen.
Der Inhalt von "Maria TV" richtet sich speziell an Frauen. Die Moderatorinnen geben religiöse Unterweisung, Ehe-, Hauswirtschafts- oder sogar Kosmetiktipps. Laut "Focus" erklärte der Gründer des Kanals in einem Fernsehinterview, das neue Programm solle den "Rassismus des Säkularismus" bekämpfen. Der Name des Senders symbolisiere zudem den Übergang von der Sklaverei unter der Koptischen Kirche zur Freiheit im Islam. Benannt soll "Maria TV" nämlich nach einer ägyptischen, christlichen Sklavin sein, die der Prophet Mohammed geheiratet habe. (pro)