Syrien: „Ermordet, weil sie Christen waren“

Im syrischen Bürgerkrieg sind bereits Tausende Menschen umgekommen. Hunderttausende fliehen aus den Kampfgebieten. Wie "Spiegel Online" berichtet, sind besonders syrische Christen in das Visier der radikalislamischen Aufständischen geraten.
Von PRO

"Spiegel Online"-Reporterin Ulrike Putz sprach mit einer christlichen syrischen Familie, die aus ihrem Heimatort Kusair nach Kaa im Nordosten des Libanon geflohen ist. Die radikalislamischen Freiheitskämpfer hätten in Kusair einige der männlichen Familienmitglieder ermordet, erzählen die Frauen. Als Christen hätten sie aus Sicht dieser Islamisten keinen Platz mehr in Syrien.

Kampagne gegen Christen

Die Rebellen seien nicht von Anfang an so brutal vorgegangen, berichten die Christen, auch weil diese eine neutrale Haltung im Konflikt eingenommen hätten. Im vergangenen Sommer seien jedoch "Salafisten aus dem Ausland" gekommen. Diese hätten die Rebellen gegen die Christen aufgehetzt. "Sie haben am Freitag in der Moschee gepredigt, dass es eine heilige Pflicht sei, uns zu vertreiben. Ständig wurden wir beschuldigt, für das Regime zu arbeiten", sagte ein Familienmitglied.

Die 40.000-Einwohner-Stadt Kusair sei abwechselnd in die Hände der Rebellen und der Armee gefallen. Derzeit hätten die Rebellen die Oberhand. Vor dem Aufstand hätten dort 10.000 Christen gelebt, meint ein Mitglied der Familie. Geflohen sei die Familie schließlich, weil sie einerseits den Anfeindungen durch die Islamisten, andererseits von Bombardements entgehen wollte. Nicht immer sei ihnen dabei klar gewesen, von welcher Partei die Bomben stammten.

Spannungen auch außerhalb Syriens

Unterdessen verlagerten sich die Spannungen auch nach Kaa. Dorthin seien nicht nur insgesamt 32 christliche Familien geflohen, sondern auch Familien, deren Anhänger für die Freie Syrische Armee gekämpft hatten, die aus Deserteuren der syrischen Armee besteht. Der Bürgermeister von Kaa, Mansur Saad, sagte, man versuche, die beiden verfeindeten Gruppen möglichst auseinanderzuhalten.

Auch Saad ist Christ und ein Anhänger des Assad-Regimes. Dieses sieht er zwar kritisch, prangert etwa die fehlende Meinungsfreiheit an. Doch die Rebellen seien nicht besser. Am Anfang der Rebellion sei es vielleicht noch um gute Ziele gegangen. Inzwischen hätten jedoch die Islamisten die gute Sache für sich vereinnahmt. "Das sind die, die die Leute zurück in die Steinzeit führen wollen", so Saad. (pro)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen