Juden, Christen und Muslime sollen ab September in der neuen Osnabrücker Schule unterrichtet werden. Die Religionsstunden werden dabei getrennt abgehalten, der Glaube soll aber insgesamt besonders betont werden, ganz nach dem Motto: Gleichwertig, aber nicht gleichartig, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" schreibt. "Das ist ein Angebot für Eltern, die ganz bewusst eine Grundschule mit religiösem Profil wollen", sagt Hermann Haarmann, der Pressesprecher des Bistums Osnabrück, in dessen Trägerschaft die Schule stehen wird, auf Anfrage von pro. "Wir wollen keinen religiösen Einheitsbrei." Die Kinder sollten ihre eigene Religion und die der anderen kennenlernen. So sollen etwa die religiösen Feste im Schulalltag besonders betont werden, in den Schulräumen sollen Kreuze Halbmonde oder auch die Menorah vorkommen.
Aus der Not geboren
Doch hinter dem ambitioniert und interreligiös anmutenden Projekt steckt auch eine Not. Die am dortigen Standort bisher betriebene katholische Johannisschule verbuchte zuletzt immer weniger Anmeldungen. 70 bis 80 Prozent der Grundschüler an der öffentlichen Bekenntnisschule müssen nach Landesrecht katholisch sein – das sei mangels getaufter Christen immer schwerer zu erreichen gewesen, erklärt Haarmann. So habe man einen Trägerwechsel von der Kommune zum Bistum beschlossen. Dieses kann im Gegensatz zu öffentlichen Schulen selbst über die Quote bekenntnisfremder Schüler entscheiden. Die Idee zur Drei-Religionen-Schule in katholischer Trägerschaft entstand.
Die Johannisschule soll in drei Jahren auslaufen, während die Drei-Religionen-Schule ihren Unterricht ab September am selben Standort mit der ersten Klasse beginnt. Unterstützt wird sie durch die jüdische Gemeinde, den islamischen Landesverband Schura Niedersachsen, die DiTiB – Türkisch-Islamische Gemeinde zu Osnabrück und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen.
Lehrer protestieren
Nun wurde bekannt, dass alle 13 bisherigen Lehrer der Johannisschule die Drei-Religionen-Schule ablehnen. "Das ist für uns nicht Integration, sondern Exklusion", zitiert die "Neue Osnabrücker Zeitung" die aktuelle kommissarische Schulleiterin Silvia Bielefeld. Die Religionen hätten Gemeinsamkeiten. Daher könne man islamische oder jüdische Religion auch gemeinsam mit evangelischer oder katholischer Religion unterrichten. Da das Bistum Osnabrück anderer Ansicht sei, wolle sich das komplette Kollegium versetzen lassen. Und das, obwohl die neue Schule mit 18 Schülern starten wird und schon jetzt 38 Kinder für das Schuljahr 2013/2014 angemeldet wurden. "Die neue Schule hat viele Gegner", sagt Bielefeld. Der "Tageszeitung" (taz) verriet sie: "Wir unterstützen das öffentliche Schulsystem und sind grundsätzlich gegen private Träger." Vor allem, weil nicht zu erwarten sei, dass bei dem Wechsel etwas Neues herauskomme. Die Johannisschule betreue schon jetzt Kinder aus 22 Nationen. "Wir integrieren jeden Tag", sagte Bielefeld.
Haarmann nimmt die neuesten Veröffentlichungen gelassen. Man habe schon seit langem gewusst, dass die Lehrer nicht in der Drei-Religionen-Schule arbeiten wollten. Die Stellen seien mitlerweile alle besetzt. Für die Haltung des Johannisschul-Kollegiums hat er wenig Verständnis: "Sich da jetzt zu verweigern, halte ich für nicht gut." Schließlich habe der Schulalltag noch nicht einmal begonnen. (pro)