„Wir sind nicht das Maß aller Dinge“

In diesen Tagen treffen sich Vertreter aus Politik und Gesellschaft in Berlin zu einem internationalen Gebetsfrühstück. Bei der Eröffnung der dreitägigen Veranstaltung im Reichstag bekannten Abgeordnete verschiedener Fraktionen am Donnerstag ihren gemeinsamen Glauben an Gott – und warben für Religionsfreiheit in aller Welt.

Von PRO

Glaubensbegegnungen fänden auch dort statt, wo wenige sie erwarteten – in der Politik. Das erklärte Unions-Fraktionschef Volker Kauder beim Auftakt der "Internationalen Berliner Begegnung", veranstaltet von der "Stiftung für Grundwerte und Völkerverständigung". Der Beweis dafür liegt auf der Hand: Zum 17. Mal treffen sich derzeit die Teilnehmer eines Internationalen Gebetsfrühstücks in der Hauptstadt, in diesem Jahr unter dem Motto "Verantwortung vor Gott und den Menschen". Zahlreiche hochrangige Politiker sprachen am Donnerstag zur Eröffnung der Tagung im SPD-Fraktionssaal des Reichstages. Am Freitag wurde die Begegnung mit einem gemeinsamen Gebetsfrühstück fortgesetzt.

Die "Internationale Begegnung" zeige, "dass wir nicht allein auf uns gestellt sind", sagte Kauder in die Runde. Als überzeugter Christ trete er für Glaubensfreiheit ein – und dafür, dass Gebetsfrühstücke "in allen Ländern und Parlamenten der Welt" möglich würden. Auch die religionspolitische Sprecherin der SPD, Kerstin Griese, verwies in ihrer Begrüßung auf mangelnde Religionsfreiheit in Nordafrika. An die Gäste gewandt sagte sie: "Gott stellt uns in diese Welt und in die Verantwortung." Für sie sei dies Herausforderung und Trost zugleich.

"Der Glaube ist nicht tot"

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) erinnerte an die nationalsozialistischen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs, an den "wahnsinnigen Versuch, die Welt gewinnen zu wollen". In diesem Zusammenhang erklärte er, die doppelte Verantwortung vor Gott und den Menschen wahrzunehmen, sei "mühsam" und "notwendig" zugleich. Für ihn habe der Andachtsraum im Reichstag deshalb eine besondere Bedeutung bekommen. Er sei "einer der wichtigsten Räume, die wir hier haben". Dort könnten sich Politiker und Mitarbeiter des Bundestages "ein bisschen an die grundsätzlichen Zusammenhänge erinnern", Ruhe finden und "Wesentliches von Unwesentlichem unterscheiden".

Die Bundestagspräsidentin a.D., Rita Süßmuth (CDU), rief zu einem fairen Umgang der Politiker miteinander auf. "Wir sind nicht das Maß aller Dinge", sagte sie. Dies sei die wichtigste Botschaft des Gebetsfrühstücks. "Der Glaube ist nicht tot", ist sie sich sicher. Er sei vielmehr neu im Entstehen. In den verschiedenen heiligen Büchern der Religionen könne sie zudem mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede entdecken, sagte sie und warb für ein Miteinander der Religionen. Die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), sagte, die Herausforderung, Gott gerecht zu werden, sei für sie auch eine Bürde. Doch die Erkenntnis, nicht tiefer fallen zu können als in Gottes Hand, mache ihr Mut.

Volkmar Klein (CDU) bekannte, der Glaube sei für ihn Motivation und Richtlinie, gerade in Zeiten der Euro- und Klimakrise. Er rief die Teilnehmer am Ende des Begegnungs-Auftakts zum Beten und Handeln auf. Ersteres taten die teils weitgereisten Gäste dann auch: Gemeinsam erhoben sie sich zum für Christen bedeutendsten Gebet, dem "Vater Unser". (pro)

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