Durch soziale Netzwerke verbreite sich Empörung über bestimmte Ereignisse oft in Minutenschnelle. Schneider bezeichnete in diesen Momenten eine besonnene Stimme von Menschen als wohltuend, "die durch ihren Osterglauben befähigt sind, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden". "Viel zu viele schließen sich ohne Überprüfung oder Nachdenken an", sagte Schneider in einem Interview mit der "Münsterschen Zeitung". Hier nannte er exemplarisch über das Internet verbreitete Lynch-Aufrufe gegen einen 17-Jährigen, der in Emden fälschlich im Mordfall der elfjährigen Lena verdächtigt wurde.
"Ich bin auch überzeugt, dass öffentliche Diskussionen im Netz eine andere Qualität bekämen, wenn wir es mit wirklichen Menschen inklusive Klarnamen und nicht nur mit Pseudonymen und Kunstfiguren zu tun hätten", erklärte der Theologe. Zugleich erkenne er, dass es Angebote wie Selbsthilfeportale gebe, die Anonymität voraussetzten. Schneider warnte deswegen auch vor pauschalen Lösungen.
"Kritische Distanz zu farblosen Stimmungsmachern"
Auch der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, ging in seiner Osterpredigt auf den Zusammenhang von Internet und Glaube ein. Der Katholik sieht den Glauben als Mittel gegen die Internetsucht. Neben Alkohol, Drogen oder Medikamenten zähle es zu den "versklavenden Götzen unserer Zeit": "Es muss uns nachdenklich stimmen, wenn manche Zeitgenossen im Schutz der Anonymität Meinungsfreiheit im Internet als Freibrief für Hetze, Diffamierung und Mobbing missverstehen", verdeutlichte Zollitsch im Rahmen seiner Predigt im Freiburger Münster. Der Glaube könne dabei helfen, sich von den Gefahren des Internet zu befreien.
Der Erzbischof forderte zudem eine kritische Distanz zu "farblosen Stimmungsmachern, die gefangen sind im schier endlosen Wettlauf um Quote, Auflage oder Wählerstimmen!" (pro/dpa)