"Das Thema ‚Sterbehilfe‘ gehört zu den gesellschaftspolitisch relevantesten Themen der Gegenwart", teilte das ZDF mit. Mit zunehmender Überalterung der Gesellschaft und immer ausgefeilteren Methoden der Lebensverlängerung werde die Diskussion darüber zunehmen, "wann das Leben noch lebenswert ist und ob unheilbar kranke Menschen nicht ein Recht darauf haben, selbst darüber zu entscheiden, wann sie sterben wollen".
Der 90-minütige Spielfilm von Friedemann Fromm, der das Drehbuch schrieb und Regie führte, handelt vom Berlin der nahen Zukunft. Ein "immer größer werdendes Problem" plage die Hauptstadt, heißt es in der Sendungsankündigung: "Wohin mit den zahlreichen dementen Alten, die auf den Straßen herumirren und das öffentliche Leben stören?" Verwirrte Alte werden in diesem Zukunftsszenario von einem mobilen Einsatzkommando eingesammelt.
Das Institut "Exsolvo" hat ein gewinnbringendes Konzept erfunden: ein friedliches Sterben, wie in alten Zeiten. Schauspieler mimen Freunde, Eltern und Verwandte, die den Kunden auf seinem letzten Weg begleiten. Auch für die Beerdigung wird gesorgt. Seit § 216 abgeschafft wurde, ist die Beihilfe zum Suizid auf kommerzieller Basis möglich. Tötung auf Verlangen ist nun kein Verbrechen mehr.
In der heutigen Realität ist die Suizid-Assistenz in Deutschland kein Straftatbestand, weil auch der Suizid keiner ist. Das ist die Basis für jedwede Initiative zur Sterbehilfe hierzulande. Das Standesrecht der Bundesärztekammer erlaubt es den Ärzten zwar nicht, Sterbehilfe zu leisten, aber Standesrecht ist nicht Gesetz. Sterbehelfer befinden sich in einer Grauzone.
Kritik an spätem Sendetermin
Im Film hat die 85 Jahre alte Hannah bei "Exsolvo" das Rundumprogramm der modernen Sterbehilfe gebucht. Sie hat keine Familie mehr und will sich in einem halben Jahr beim Suizid helfen lassen. Aber schon kurz nach der Unterzeichnung des Vertrages hat Hannah vergessen, dass sie das wollte. Der Journalist Jens Kurzhals (Herbert Knaup) macht für die Firma die PR-Arbeit. Simona (Anna Loos) arbeitet in einem "Ghetto" für Greise vor den Toren Berlins. "Sie ist Ärztin und nimmt es ernst mit dem Hippokratischen Eid. Simona liebt ihre Alten, will jedes Leben schützen", so das ZDF.
Der zuständige Redakteur beim ZDF, Heiner Gatzemeier, zeigte sich gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa) enttäuscht über den späten Sendetermin: "Programmplanung und Chefredaktion stehen in der Verantwortung dafür, dass der Film nicht um 20.15 Uhr zu sehen ist." Seiner Meinung nach habe das ZDF Angst davor, das Thema aktive Sterbehilfe zu einer früheren Uhrzeit zu platzieren. ZDF-Chefredakteur Peter Frey erwiderte die Kritik: "Sterbehilfe ist ein schwieriges Thema, für das man den richtigen Sendeplatz finden muss. 22.15 Uhr zu Beginn der Osterfeiertage ist ein hervorragender Sendeplatz, der diesem vielschichtigen Film sicher gerecht wird." (pro)
"Komm, schöner Tod", am Donnerstag, den 5. April, 2012, um 22:15 Uhr, im ZDF